Stolperstein für Jenny und Max Kohn, Sally-Ehrlich-Straße 1
Hier wohnten Jenny und Max Kohn. Die Patenschaft über den Stein von Jenny Kohn hat Prof. Dr. Henning Altmann übernommen. Pate über den Stein von Max Kohn ist Irmingard Eidt.
Max Kohn wurde 1881 geboren. 1937 wurde er von den Nazis beschuldigt, gegen die sogenannten Nürnberger Rassegesetze verstoßen zu haben. In der Zeitung „Bayerische Ostmark“ erschien folgender Artikel mit der Überschrift „Jüdischer Rasseschänder gefasst“: „Max Kohn führte im Steinweg ein Kurzwarengeschäft. In den letzten Jahren betätigte er sich als jüdischer Händler und als solcher ist er vor allem auch durch seine äußere Haltung aufgefallen. Sie entsprach dem niederen Instinkt dieses Juden, der sich in der jahrelangen Rasseschande geäußert hat. Wir kennen den Juden Kohn als eine kleine Gestalt in schmutziger Kleidung und mit brutalem Gesichtsausdruck. Mit der gleichen Brutalität aber, mit der er unter deutschen Frauen Opfer für jene dunklen Triebe suchte, wird ihn die Härte des Gesetzes treffen. Das Verfahren vor dem Gericht wird Klarheit darüber schaffen, inwieweit der Jude Max Kohn die Rassenschande betrieben hat. Dieser Fall aber lehrt schon heute, dass Coburg sich von diesen jüdischen Elementen freihalten wird und mit aller Schärfe dort zupackt, wo ein Jude ein deutsches Mädchen zu schänden wagt.“
Am 1. Dezember 1937 folgte ein weiterer Artikel in der Zeitung – diesmal sogar mit einem Bild von Max Kohn. Im Text heißt es: „…Mit welcher Frechheit dieser Ostjude die Rassenschande trieb und sie heute glaubt in Abrede stellen zu können, lässt obige Privataufnahme überzeugend erkennen. Hier sehen wir teuflische Gesichtszüge, in denen sich die niederträchtige Gesinnung scharf genug ausprägt, und die uns nicht den Eindruck vermitteln können, als habe man es noch mit einem anständigen Juden zu tun.“
Max Kohn wurde verurteilt und kam ins KZ Dachau. Von dort wurde er am 5. Juli 1941 ins KZ Buchenwald gebracht, wo er ermordet wurde.
Jenny Kohn wurde 1881 geboren. Sie gehört zu letzten 15 Juden in Coburg, die die Flucht vor den Nazis nicht mehr rechtzeitig schafften. Sie wurde am 24. April 1942 mit vier anderen jüdischen Bürgern nach Bamberg gebracht. Einen Tag später wurde sie dort in einen aus Würzburg kommenden Zug gepfercht, der auf dem Weg nach Izbica bei Lublin war. Drei Tage später kam Jenny Kohn mit dem Sammeltransport in Polen an. Ein Transportbegleiter meldete: „Ankunft am 28.4.1942 um 8.45 Uhr. Übergabe des Transports an Obersturmführer Buhl, Stapostelle Lublin. Der Transport wurde vollständig übergeben. Zwischenfälle haben sich nicht ereignet. Ein polizeiliches Einschreiten war nicht erforderlich.“
In der Nähe von Izbica wurden wenige Monate, nachdem Jenny Kohn dort ankam, die ersten wirklichen Vernichtungslager Belzec und Sobibor eingerichtet. Man muss davon ausgehen, dass Jenny Kohn in einem dieser beiden Lager ermordet wurde. Ihr Todesdatum ist unbekannt.