Auf vielen Umwegen nach Coburg – Teil I
Der Weg jedes Menschen beginnt immer am Ort seiner Geburt und endet mit dem Tod irgendwo auf dieser Welt. Mein Weg wird wahrscheinlich hier in Coburg sein Ende finden. Der Beginn meines Weges war ein kleines Nest im Kreis Neurode/Grafschaft Glatz in Schlesien im September 1940: „Ebersdorf“! Natürlich ist die Erinnerung an meine ersten Lebensjahre sehr lückenhaft und es haben sich nur Ereignisse eingeprägt, die für ein Kind wohl sehr bedeutsam waren. Meine Eltern hatten eine Bäckerei und Konditorei in Breslau. Als mein Vater „eingezogen“ wurde, mussten sie das Geschäft -wie sie glaubten vorrübergehend – aufgeben und meine Mutter zog mit meiner Schwester, Jahrgang 1938, zurück in ihr Elternhaus in eben dieses Ebersdorf. Hier wurde ich dann geboren. Meine Großeltern besaßen dort das „Kaufhaus Reinsch“. Heute würde man das als größeren Krämerladen bezeichnen, in dem es alles zu kaufen gab, was man sich nur vorstellen konnte: von Stoffen über Malerbedarf und Lebensmittel bis zu Ofenholz und Briketts. Und da erinnere ich mich lebhaft an eine Begebenheit mit meinem Opa. Da war ich drei oder vier Jahre alt. Dieses Geschäft war natürlich auch ein idealer Spielplatz für einen kleinen Jungen, (der damals schon sehr lebhaft gewesen sein soll und zu allerlei Schabernack aufgelegt war). Damals war es üblich, Mehl, Linsen, Erbsen und ähnliche Lebensmittel noch direkt aus dem Jutesack zu verkaufen. Obwohl mir verboten war, im Laden zu spielen, war es mir gelungen, dorthin zu gelangen und so hatte ich die Erbsen und Linsen in den Säcken schön miteinander vermischt. Als mein Opa in den Laden kam und das Unheil bemerkte, griff er sich die „Elle“, die neben den Stoffen lag. Ich versuchte noch, in den ersten Stock zu entfliehen, aber auf der Treppe dorthin setzte es eine ordentliche Tracht auf den Hintern. Geschadet hat es mir nicht, aber auch nicht viel geholfen, denn kurze Zeit später fielen ca. 12 rohe Eier meiner Lebhaftigkeit zum Opfer, die ich in die Vorhänge an unserem Wohnzimmerfenster im ersten Stock geworfen hatte. Da war dann meine Mutter diejenige, die versuchte, mir Mores beizubringen, indem ich eine Viertelstunde auf zwei Holzscheiten knien musste. Auch in späteren Jahren griff sie noch öfter zu dieser Erziehungsmethode.