Stolperstein für Konrad Soergel, Markt 2-3 (Sparkasse)
Hier arbeitete Konrad Soergel. Die Patenschaft über seinen Stolperstein hat die Sparkasse Coburg übernommen.
Konrad Soergel war Direktor dieser Sparkasse. Seine Frau Erna fasste die Leiden, die ihm durch die Nazis zugefügt wurden, nach dem Krieg in einem Brief an den damaligen Coburger Oberbürgermeister Meyer zusammen: „Mein Mann hat in 12-jähriger Tätigkeit die Sparkasse Coburg zur drittgrößten Sparkasse Bayerns entwickelt. Der Dank bestand darin, dass der nationalsozialistische Oberbürgermeister Schwede ihn durch jahrelange Drangsalierungen, Verdächtigungen gemeinster Art, Strafprozesse und Disziplinarverfahren so gepeinigt hat, dass er 1940 durch die Folgen des Kampfes an einer hierdurch zugezogenen Herz- und Nervenerkrankung starb. Mein Mann ist also ein Opfer des Nationalsozialismus genau wie die im Konzentrationslager Verstorbenen.“
Bereits seit 1930 gab es immer wieder radikale Auseinandersetzungen zwischen Soergel und den Nazis. Es fing damit an, dass die Nazis einen städtischen Beamten aus ihren Reihen als Kontrolleur der Sparkasse ernannten, der nur den Nazis Rechenschaft abzulegen hatte. Später wurden nach und nach alle wichtigen Posten in der Sparkasse von Parteimitgliedern besetzt. Ziel war es, langfristig das Potential der Coburger Sparkasse der braunen Bewegung nutzbar zu machen. Dagegen wehrte sich Soergel. Deshalb versuchten sie, ihn mit allen Mitteln aus dem Amt zu drängen. Sie kürzten seinen Lohn immer weiter, verweigerten ihm den Zutritt zu seinem Büro, schickten ihn in Zwangsurlaub und warfen ihm Betrug vor. Als Folge dieser Drangsalierungen erkrankte Soergel schwer an Gelenkrheuma, sodass er zeitweise völlig gelähmt war. 1933 zog die Familie aus Coburg weg und ging nach Fürth. Doch auch dort ließen ihn die Nazis nicht in Ruhe: Sie ließen ihn bespitzeln und warfen ihm erneut Untreue gegenüber der Sparkasse vor, sodass er noch weniger Geld bekam und die Existenz der Familie bedroht war. Durch den jahrelangen Kampf gegen die Nazis war Soergel schwer gezeichnet. Ein ärztliches Zeugnis erklärte ihn 1936 im Alter von 59 Jahren für vollständig und dauerhaft dienstunfähig. Später wurde Soergel zwar von aller Schuld freigesprochen, aber Soergel war körperlich und seelisch am Ende. Im November 1940 erkrankte er an einer Lungenembolie und starb.