Der Weltmeister und sein Skatepark
Aller Anfang ist bekanntlich schwer… – Diese alte Weisheit sollte sich Ende der 80er Jahre auch für die (noch) junge Coburger Funsport-Szene bewahrheiten. Beständig kämpften die Jugendlichen für ihren Sport – gegen erste Akzeptanzschwierigkeiten und hartnäckig wiederkehrende Vorurteile. Sie suchten nach Trainingsmöglichkeiten und einem Verein, der sich der Sportart annehmen würde.
Auf dem Gelände des Stadtjugendrings erhalten sie zunächst die Erlaubnis, ihre selbstgebauten Rampen aufzustellen – später baut die Stadt dort eine erste „Halfpipe“ für Skateboarder und BMX-Sportler. BMX steht für „Bicycle Motocross“ – eine in den USA entstandenen Sportart, bei der auf dem Fahrrad – z. B. auf einem Parcours – verschiedene Tricks ausgeführt werden. Der Coburger Markus Grempel ist nicht nur mehrfacher Weltmeister und dreifacher Deutscher Meister in dieser Disziplin, er ist auch der maßgebliche Konstrukteur und Erbauer des „Funbox“-Skateparks – mit knapp 2.500 m² einer der größten Outdoor-Skatepark in Deutschland. Nach der Methode „Learning by doing“ zusammen mit einem Freund entworfen und mit einem harten Kern freiwilliger Helfer in unzähligen Arbeitsstunden – teils bis tief in die Nacht – gebaut, sorgte der im Mai 1998 eröffnete Park binnen kürzester Zeit dafür, die beschauliche Residenzstadt Coburg weit über Deutschland hinaus in der Funsport-Szene bekannt zu machen. Große Magazine stellen den Park vor und zahlreiche bekannte Sportler machen auf ihrer Europatour halt in der Vestestadt.
Das von der Stadt zur Verfügung gestellte Gelände an der Rodacher Straße erwies sich im Nachhinein als echter „Glücksgriff“ – nicht nur weil die Funsportler bei der benachbarten Freien Turnerschaft Anschluss fanden und diese im Jahr 2010 als „Coburg Locals“ schließlich vollständig übernahmen – sondern auch weil dort Kapazitäten für größere Veranstaltungen vorhanden waren: Die im Skatepark ausgetragenen „Offenen Stadtmeisterschaften“, die Deutschen BMX-Meisterschaften 1999 und 2005 sowie der seit 2011 jährlich dort stattfindende größte Freestyle-Scooter-Contest Deutschlands brachten über die Jahre Tausende Skater, BMXer und weitere Funsportler nach Coburg.
Markus Grempel machte seine Leidenschaft schließlich zum Beruf: Da man für (Ersatz-)Teile in den Anfangsjahren oft noch weite Wege in Kauf nehmen musste, organisierte er – zunächst für den Eigenbedarf, später auch für Freunde – die ersten (Sammel-)Bestellungen. Doch das kleine Lager mit angeschlossener Werkstatt, das er mit 10 DM „Startkapital“ in seinem Elternhaus aus der Taufe gehoben hatte und während der Lehre nebenher betrieb, wuchs beständig. Im Jahr 1990 wagte er mit erweitertem Sortiment den Sprung in die Selbständigkeit und ist mit seiner „Funbox“ bis heute in Coburg aktiv, seit 2014 mit einem Geschäft am Albertsplatz. Ein zweites Standbein ist auch heute noch der Bau von „Skateparks“ nach Coburger Vorbild. Mehr als 30 Anlagen in einem größeren Umkreis gehen mittlerweile auf das Konto des Coburgers – gebaut und entworfen zusammen mit den Jugendlichen, die sich später vor Ort um die Anlange kümmern sollen.
Wenn, wie zurzeit wieder der Fall, in seinem Geschäft die Skateboards wieder vermehrt über den Ladentisch gehen – wünscht sich Grempel, dass in „seinen“ Skatepark wieder mehr investiert würde. Denn: Die nächste Generation steht bereits in den Startlöchern, und sucht nach einem Platz, um sich auszuprobieren.