18. Januar 1931: Erstes Hissen einer Hakenkreuzfahne an einem deutschen Amtsgebäude

Am 18. Januar 1931 benutzen die Coburger Nationalsozialisten die Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag der Gründung des Deutschen Kaiserreiches für ihre Zwecke.[1] Der Festtag begann im Rathaus mit einer Festsitzung des Stadtrates, der die Deutschnationalen- und die SPD-Stadträte fernbleiben. Der Dritte Bürgermeister Schwede gab eine Erklärung zum Anlass der Feierstunde ab. Danach wurde am Rathaus eine große Hakenkreuzfahne gehisst.[2] Das Hissen war ein Novum in der deutschen Geschichte. Zum ersten Mal wurde an einem Rathaus, also einem Amtsgebäude, in Deutschland eine Hakenkreuzfahne aufgezogen.[3]

Der Sinn und Zweck hinter dieser Aktion bestand zum einen in einer Machtdemonstration der Nationalsozialisten und sollte deren Anspruch auf die Macht in der Stadt untermauern. Zum anderen wollte man eine Verbindung zum zweiten Deutschen Reich herstellen. Da die Hakenkreuzfahne dieselben Farben aufwies wie die Reichsflagge, wollte man unter Beweis stellen, dass man in einer Kontinuitätslinie mit dem zweiten Reich und mit Bismarck stehe.[4]


[1] „Voraus zur Unzeit“. Coburg und der Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland. Katalog zur Ausstellung der Initiative Stadtmuseum Coburg e. V. und des Stadtarchivs Coburg im Staatsarchiv Coburg. 16. Mai bis 8. August 2004. Coburg 2004. (= Coburger Stadtgeschichte. Band 2). S. 29.

[2] Sandner, Harald: Coburg im 20. Jahrhundert. Die Chronik über die Stadt und das Haus Sachsen-Coburg und Gotha vom 1. Januar 1900 bis zum 31. Dezember 1999. S. 107.

[3] Popp, Steffen: Coburgs Weg in den Nationalsozialismus 1919-1931: Die Etablierung des völkischen Antisemitismus und der Aufstieg der NSDAP. Offenbach am Main o. J. (Online unter: https://www.complifiction.net/wp-content/uploads/2012/03/Coburgs-Weg-ins-Dritte-Reich.pdf. Stand: 06. Januar 2010). S. 42.

[4] „Voraus zur Unzeit“. S. 29, 88.