7. Dezember 1924: Reichstagswahlen

Am 7. Dezember 1924 wurde zum zweiten Mal in diesem Jahr der Reichstag gewählt. Der Wahlkampf war wie schon bei der ersten Reichstagswahl 1924, die im Mai stattgefunden hatte, vom Gegensatz zwischen Anhängern der Weimarer Republik und deren Gegnern gekennzeichnet. Die Rechtsparteien bemühten die „Dolchstoßlegende“ und die Agitation gegen Juden, um auf Stimmenfang zu gehen.[1]

Die Wahl brachte folgendes Ergebnis[2]:

KPD USPD SPD DDP BVP DVP DNVP NSFB
Coburg insgesamt

Stimmen

%

 

1.041

2,64

 

495

1,25

 

15.305

38,51

 

2.045

5,18

 

544

1,38

 

982

2,49

 

12.202

30,91

 

6.242

15,81

Stadt Coburg

Stimmen

%

108

0,83

400

0,31

4.186

32,20

1.094

8,41

397

3,05

596

4,58

3.713

28,56

2.567

19,74

Bezirksamt Coburg

Stimmen

%

 

426

2,07

 

71

0,35

 

8.628

41,93

 

627

3,05

 

121

0,59

 

255

1,24

 

7.786

37,84

 

2.345

11,40

Stadt Neustadt b. Coburg

Stimmen

%

493

11,49

20

0,47

1.710

39,87

201

4,69

17

0,40

77

1,80

364

8,49

1.093

25,48

Stadt Rodach

Stimmen

%

14

0,87

4

0,25

781

48,63

123

7,66

9

0,56

54

3,36

339

21,11

237

14,76

Reich

Stimmen

%

2.709.086

8,94

98.842

0,33

7.881.041

26,02

1.919.829

6,34

1.134.035

3,74

3.049.064

10,07

6.205.802

20,49

907.242

3,00

Wahlberechtigte Abgegebene Stimmen Gültige Stimmen Wahlbeteiligung in %
Coburg 48.229 40.039 39.474 83,02
Reich 38.987.324 30.705.026 30.290.092 78,76

Erklärungen zur Tabelle:

KPD = Kommunistische Partei Deutschlands

USPD = Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands

SPD = Sozialdemokratische Partei Deutschlands

DDP = Deutsche Demokratische Partei

BVP = Bayerische Volkspartei

DNVP = Deutschnationale Volkspartei

DVP = Deutsche Volkspartei

NSFB = Nationalsozialistische Freiheitsbewegung

Anmerkung: Die Stimmen, die auf kleine Parteien und Gruppierungen in Coburg insgesamt entfielen, fanden in der Tabelle keine Berücksichtigung.

(Dass bei den dargestellten Ergebnissen der Reichstagswahl die Anzahl der gültigen Stimmen aus der ersten Tabelle nicht mit der Gesamtzahl der gültigen Stimmen aus der zweiten Tabelle übereinstimmt und auch die Prozentangaben bei den Ergebnissen für das Reich zusammenaddiert nicht 100 % ergeben hängt damit zusammen, dass nicht alle Parteien in Coburg zur Wahl standen. In der ersten Tabelle fanden nur Parteien Berücksichtigung, die in Coburg kandidiert hatten.)

Großer Verlierer der Reichstagswahl in Coburg war die „Nationalsozialistische Freiheitsbewegung“. Sie hatte im Vergleich zur Reichstagswahl vom Mai 1924 rund 15 % der Wähler verloren. Die Gründe hierfür dürften zum einen in der fehlenden Organisation der Bewegung, interen Meinungsverschiedenheiten sowie dem Ende der wirtschaftlichen Krise, der Inflation und der Stabilisierung der politischen Verhältnisse im Reich gelegen haben.[3]

Der große Profiteur von den Verlusten der „Nationalsozialistischen Freiheitsbewegung“ war die DNVP. Sie konnte sich von rund 19 % auf rund 31 % steigern.[4] Viele bürgerliche Wähler kehrten von der extremen Rechten zur gemäßigteren Rechten zurück, da sie in der radikalen Rechten keine adäquate Vertretung ihrer Interessen mehr sahen. Die anderen bürgerlichen Parteien, also die DDP und die DVP, konnten ihre Ergebnisse nur geringfügig steigern und fristeten weiterhin ein Schattendasein in Coburg.[5] Die SPD wiederum konnte ihren Stimmenanteil im Vergleich zur Mai-Wahl halten.


[1] Keller, Gunther: Coburg und die Weimarer Republik. Der Staat von Weimar im Spiegel der Coburger Wahlen von 1918 bis 1933. Unveröffentlichte Zulassungsarbeit zur ersten Prüfung für das Lehramt an Volksschulen an der Universität Bayreuth. Bayreuth 1981. S. 82.

[2] Zahlen nach: Statistisches Reichsamt (Hrsg.): Statistik des Deutschen Reiches. Band 315. I–VI. Die Wahlen zum Reichstag am 4. Mai 1924 und am 7. Dezember 1924 (Zweite und dritte Wahlperiode). Berlin 1928.

[3] Keller: Coburg und die Weimarer Republik. S. 86;„Voraus zur Unzeit“. Coburg und der Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland. Katalog zur Ausstellung der Initiative Stadtmuseum Coburg e. V. und des Stadtarchivs Coburg im Staatsarchiv Coburg. 16. Mai bis 8. August 2004. Coburg 2004. (= Coburger Stadtgeschichte. Band 2). S. 12; Asmalsky, Ludwig: Der Nationalsozialismus und die NSDAP in Coburg 1922-1933. Unveröffentlichte Zulassungsarbeit zur Prüfung für das Lehramt an den Gymnasien in Bayern an der Universität Würzburg. Würzburg 1969. S. 42.

[4] Keller, Gunther: Coburg und die Weimarer Republik. S. 88.

[5] Ebenda, S. 88.