1921/1922: Separatismus in Coburg

Schon seit dem Spätherbst 1920 propagierten SPD-Kreise in Coburg die Möglichkeit einer „Republik Franken“ für den Fall einer Trennung Bayerns vom Reich. Diese Gerüchte waren kurz nach dem Sturz der Regierung von Johannes Hoffmann aufgekommen, da dessen Nachfolger Gustav Ritter von Kahr als Monarchist galt.[1]

Zu einer Verstärkung der separatistischen Gedanken in und um Coburg kam es nach dem „Coburger Blutsonnabend“ (3. September 1921), an dem die bayerische Landespolizei mit Waffengewalt einen Demonstrationszug von SPD und USPD verhindert hatte. Von sozialdemokratischer Seite wurde unter der Parole „Los von Bayern!“ die Trennung Coburgs, ja ganz Frankens von Bayern gefordert. Gefördert wurden diese Tendenzen noch durch die wirtschaftliche Not der Menschen. Die SPD startete in Coburg Flugblatt- und Unterschriftenaktionen, die die Bevölkerung auf das vermeintlich mangelnde Interesse der bayerischen Regierung an Coburg aufmerksam zu machen versuchten. Des Weiteren forderte man eine Volksabstimmung, bei der über den weiteren Verbleib Coburgs bei Bayern und einen Anschluss an Thüringen abgestimmt werden sollte.[2] Dazu kam es aber nicht. Der Aufruf zu einer Loslösung von Bayern blieb ohne Konsequenzen und versandete schließlich, nachdem im September 1921 Kahr zurückgetreten war und es so zu einer Entspannung des Verhältnisses zwischen Bayern und dem Reich kam.


[1] „Nicht durch Krieg, Kauf oder Erbschaft“. Ausstellung des Staatsarchivs Coburg anläßlich der 75. Wiederkehr der Vereinigung Coburgs mit Bayern am 1. Juli 1920. Coburg, den 1. Juli – 1. September 1995. Hrsg. von der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns. München 1995. S. 197.

[2] Erdmann, Jürgen: Coburg, Bayern und das Reich 1918-1923. Coburg 1969. (= Coburger Heimatkunde und Landgeschichte. Reihe II. Heft 22). S. 96, 119f.; Hambrecht, Rainer: Zwischen Bayern und Thüringen – Coburg von 1900 bis 1945. In: Ein Herzogtum und viele Kronen. Coburg in Bayern und Europa. Aufsätze zur Landesausstellung 1997 des Hauses der Bayerischen Geschichte und der Kunstsammlung der Veste Coburg in Zusammenarbeit mit der Stiftung der Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha’schen Familie und der Stadt Coburg. Hrsg. von Michael Henker und Evamaria Brockhoff. Augsburg 1997. S. 186-196. Hier S. 192.