Ein Waschtag in früherer Zeit Teil II
Der Wascheffekt bestand darin, dass durch diese kräftigen Schläge die Lauge durch die Faserung des Gewebes getrieben wurde, die so den Schmutz entnahm. Erschien diese recht rauhe Behandlung ausreichend, wurden die Stücke zum Auswinden zusammengedreht, um aus dem Gewebe die letzten noch verbliebenen Laugenreste zu entfernen. Das war eine harte, mühsame Arbeit, die kräftige Bäuerinnenhände forderte. Dann kam im Knien auf dem Holzpodest das Ausschwenken im Bachwasser. Zunächst kam immer jener Zuber mit der feinen Wäsche, zum Schluss der Bottich mit den Arbeitshosen der Männer und sonst stark verschmutzer Wäsche zur Bearbeitung. In den Sommermonaten wurde die fertige Wäsche an dem nahen Sprossenzaun oder im Obstgarten an einem zwischen den Bäumen postierten Wäscheseil zum Trocknen aufgehängt. Das selbst gesponnene oder gekaufte Leinen war sehr roh und dunkel. Die Frauen wollten aber schon damals weiße Wäsche besitzen. Deshalb breitete man die Leinen zum Trockenen und zum Bleichen auf dem grünen Rasen im Garten aus und bespritzte sie immer mit Wasser. Durch dieses Bleichen erhielt das Leinen nach Tagen eine hellere Farbe. Da im Garten ständig Federvieh herumlief, mussten die Kinder aufpassen, dass keines der Tiere auf das Leinen trat. Selbstverständlich spielten die Kinder dabei und wachten nicht immer aufmerksam über die Wäsche.
Es kam fast einer „Tragödie“ gleich, wenn Hühner oder noch schlimmer Gänse über das Leinen liefen und dabei vielleicht etwas fallen ließen. In den unwirtlichen Monaten, vor allem in den kalten Wintermonaten, konnte natürlich die „Bachwäsche“ nicht durchgeführt werden. Der Waschvorgang spielte sich dann im Hause ab. Es wurde eine zweite, bewegliche Waschbank in den Stallgang gestellt; dort aber war das Waschen recht, recht umständlich und arbeitsaufwendig, vor allem das Ausschwenken. Ein umgänglicher Zuber mußte immer wieder mit frischem Brunnenwasser gefüllt werden, das nach jedem Ausschwenken zu wechseln war. Zu allem musste dieses Wasser erst hochgepumpt und oft noch herbei getragen werden. Die nun fertig gewaschenen Wäschestücke hängte man in diesen kalten Wintertagen an einer langen Leine droben auf dem Speicher auf. Sehr häufig fror sie steif, bis sie nach und nach austrocknete. Zuweilen hing man im Winter die Wäsche, die man notwendig brauchte, an den um den Ofen postierten Stangen auf. Bei ärmeren Häuslern brachte der große Wäschetag meist noch besondere Probleme mit sich. Viele Kinder besaßen nur eine einzige Garnitur, wurde diese gewaschen, so mussten die Kinder im Bett liegenbleiben.