Die Doktor-Sau: Das „Stelldichein“ des deutschen Fußballs
26. Doktor-Sau (1977): Fritz Walter (sitzend 4. v.r.) neben Dr. Eux Stocke.
Mit einem (nicht ganz ernst gemeinten) Silberhochzeitsgeschenk an ihren Vereinsvorsitzenden, den Coburger Sportmäzen Dr. Eugen „Eux“ Stocke, legte die Altherrenabteilung des VfB Coburg 1951 den Grundstein für eine 50 Jahre währende Vereinstradition, die sich in den Folgejahren zu einem „Stelldichein“ des deutschen Fußballs entwickeln sollte.
Ein „Glücks-Ferkel“, eingekleidet in den Vereinsfarben rot/weiß, wurde zum Jubiläum unter großer Anteilnahme nach Oeslau, dem Wohnsitz des Mitinhabers der Rödentaler Porzellanfabrik W. Goebel getrieben. Die stolzen Jubilare gaben das auf den Namen „Jolanthe“ getaufte Ferkel in Pflege, wo es sich zu einer erstklassigen Zuchtsau entwickelte. Schon im Folgejahr durften die Altherren die Früchte ihres Geschenkes genießen: Alljährlich sollte fortan eine Sau aus dem Stall des „Doktors“ geschlachtet und zu einem Festmahl geladen werden.
In den folgenden Jahren gaben sich zur „Doktor-Sau“ zahlreiche Größen des Deutschen Sports – Olympiasieger, Fußballspieler und -trainer – beim VfB Coburg die Klinke in die Hand. Den Auftakt machte 1957 Nationaltorhüter Heiner Stuhlfauth. 1961 begrüßte man den späteren Bundestrainer Helmut Schön, damals Assistent unter Nationaltrainer Sepp Herberger (Gast im Jahr 1970). 1977 folgte Fritz Walter, der Kapitän der Weltmeister von 1954. Rekord-Torhüter Sepp Maier nahm 1978 unter den Coburgern Platz, bevor 1979 Franz Beckenbauer mit den „Altherren“ des VfB fachsimpelte. Später waren Uwe Seeler (1982), Andreas Köpke (1988) sowie Gerd Müller (1997) Ehrengäste der „Doktor-Sau“.
Als zum 50. Jubiläum im Jahr 2001 die vorerst letzte „Doktor-Sau“ gefeiert wurde, hatte die Tradition ihre Namenspatin bereits um viele Jahre überlebt. Jolanthe hatte bereits 1956 das Zeitliche gesegnet.