Sally Ehrlich geb. 1878 / Sally-Ehrlich-Straße 10
Sally-Ehrlich-Straße 10
Hier wohnte Sally Ehrlich, geboren am 17. Februar 1878 in Römhild bei Hildburghausen. 1896 zog Sally Ehrlich mit seiner Familie nach Coburg in dieses Haus. Sein Vater gründete hier eine Hut- und Mützenfabrik. Nach dem Tod des Vaters führten Sally und sein Bruder Hermann Ehrlich die Geschäfte weiter. Die Familie ist in Coburg sehr beliebt. In Notzeiten, vor allem zu Beginn der 20er Jahre halfen die Ehrlichs Minderbemittelten. Sie verschenkten beispielsweise Mützen an Kinder von Kriegsopfern.
Am 10. November 1938 wurde Sally Ehrlich festgenommen und zusammen mit anderen Juden durch die Stadt getrieben. Kurz darauf wurden die für die Firma Ehrlich ausgestellten Gewerbescheine, die nötig waren, um den Betrieb zu führen, von den Nazis eingezogen. Die Hut- und Mützenfabrik musste schließen. Im Mai 1939 wurde den Ehrlichs die Genehmigung erteilt, ihr Haus zu verkaufen – allerdings mit der Auflage, den Kaufpreis auf ein Sperrkonto bei einer Devisenbank einzuzahlen, über das nur der mit der Genehmigung des Oberfinanzpräsidenten verfügt werden konnte.
Hermann Ehrlich ging nach dem Hausverkauf aus Coburg weg. Sally Ehrlich blieb in seiner Heimatstadt. Die letzte Nachricht von ihm erhielten die Verwandten am 26. November 1941. In einem Brief schrieb er: „Heute verließ uns der größte Teil unserer Gemeinde mit unbekanntem Ziel. Alle lassen euch zum Abschied nochmals herzlich grüßen. Die letzten 11, wo ich auch dazu gehöre, folgen in aller Kürze nach, aber nicht dahin, wir bleiben im Land. Auf alle Fälle schreibe ich euch, sobald ein Wechsel eintritt. Leider geht mein Wunsch, bei euch zu sein, nicht in Erfüllung. Solltet ihr in nächster Zeit nichts von mir hören, so lebt alle wohl. Es grüßt euch alle herzlichst Euer Sally.
Sally Ehrlich wurde am 24. April 1942 abgeholt und nach Izbica bei Lublin in Polen deportiert. Die Verwandten, die zuvor nach Amerika geflüchtet waren, hörten nie wieder etwas von ihm.
1946 entschied der Stadtrat, diese Straße von Zinkenwehr in Sally-Ehrlich-Straße umzubenennen.
Paten Sally Ehrlich: Monika und Dr. Tjark Ufken