Kinogeschichte Teil IV
Für anspruchsvolle Cineastenkost richtete Gutmann 1974 (als allerorten Kinopaläste in „Studios“ parzelliert wurden) eigens eine Nische ein: Das 78 Plätze zählende ATELIER im UT, Mitglied in der deutschen Filmtheater-Gilde, die 1979 erstmals in Coburg tagte. Wer erinnert sich nicht gerne an den 70er-Jahre Cordsamt-Charme und die Portraitgalerie mit Stars wie Heinz Rühmann oder Blacky Fuchsberger. Ein damals noch junger Wilder hätte auch Grund gefunden, hier verewigt zu werden: Rainer Werner Fassbinder, dessen teilweise im Coburger Raum gedrehter Film „Die Ehe der Maria Braun“ hier 1978 bereits fünf Monate vor der offiziellen Premiere „testweise“ uraufgeführt wurde. Das Kinofest „30 Jahre Burgtheater“ erfreut
1979 das Coburger Publikum mit Nostalgie-Eintrittspreisen von 2,- DM. Eröffnungsfilm damals: „Das Krokodil und sein Nilpferd“ mit Bud Spencer und Terence Hill.
Zum Kino-Event geriet auch die Uraufführung von Reiner Kunzes „Die wunderbaren Jahre“ 1980 im UT – kein Wunder, gaben doch einige Jugendliche aus der Region darin ihr Leinwanddebüt. Für einige der Auftakt einer respektablen Leinwandkarriere: Martin May z. B. wirkte bereits ein Jahr später als Fähnrich Ullmann in Wolfgang Petersens „Das Boot“ mit und spielte 1987 an der Seite von Ulrike Kriener („Männer“) die Hauptrolle in dem ebenfalls in Coburg gedrehten Streifen „Der Flieger“. 1982 erfolgte der Umbau vom Burgtheater zum Burg Kino Center mit zwei kleinen und einem großen Saal. 1988 wurde die Coburger Kinolandschaft durch den Neubau des CINEMA im 1. Stock des Burgtheaters um eine zusätzliche Spielstätte erweitert.
Nach dem Tod Werner Gutmanns 1993 wurde das UT durch die Burgtheater KG unter Leitung von Oskar Heublein übernommen. Da eine Sanierung des UT mehrere Millionen Mark gekostet und das Kino trotzdem nicht dem neuesten Stand entsprochen hätte, beschloss die Geschäftsleitung im Jahr 1997 den Abriss des Traditionsgebäudes und den Neubau eines Multiplex-Kinos auf dem Grund des alten Union-Theaters.
Am 29. Juli 1999 fiel im UT nach dem Director‘s Cut von „Das Boot“ der endgültig letzte Vorhang.