Coburg und seine Eisenbahn
Eine Chronologie der Ereignisse
Bahnhofsplatz Coburg
13. Januar: Der Zugsverkehr wird mit Ausnahme des Nah- und Lebensmittelgüterverkehrs wegen fehlender Kohle eingestellt. Grund dafür sind Streiks und Hochwasser für mehrere Tage auf den bayerischen Staatsbahnen. Der Güterverkehr wird auf das existenzielle Minimum beschränkt.
1. März: Bei der Eisenbahn findet eine Preiserhöhung um 100 Prozent statt: Eine vier Kilometer lange Fahrt in der 3. Klasse kostet von nun an 90 Pfennige. Auch die Bahnsteigkarten erhöhen sich von 20 auf 40 Pfennige.
16.-18. März: Die Eisenbahner treten aufgrund des „Kapp-Lüttwitz-Putsches“ in Berlin in einen Generalstreik, der den Zugverkehr völlig lahmlegt und das gesellschaftliche Leben in Coburg massiv einschränkt. Dieser Generalstreik erweist sich als bedeutender Faktor bei der Niederwerfung des Putsches und des Erhalts der Republik in Deutschland.
Ende Mai / Anfang Juni: Das Staatsministerium Coburg richtet an das Verkehrsministerium in München eine Eingabe, in der erbeten wird, dass die beiden Schnellzüge D 49 und D 50 „zur Aufnahme des Anschlusses von und nach Coburg“ auf der Strecke Berlin – München in Lichtenfels halten mögen. Bisher musste man, wenn man den Schnellzug D 49 nutzen wollte, aus Richtung München kommend sowohl in Bamberg als auch in Lichtenfels umsteigen, um nach Coburg zu gelangen. In Bamberg mussten Reisende zudem eine Umsteigezeit von 2,5 Stunden einplanen. Den D 50 konnte die Coburger Bevölkerung überhaupt nicht benutzen, da der abends um 21:45 Uhr in Coburg abfahrende Personenzug Nummer 473 es nicht rechtzeitig nach Lichtenfels schaffte, um Anschluss nach Bamberg zu haben. Und selbst wenn der D 50 von Lichtenfels aus nach Bamberg genommen werden konnte, waren die Umsteige- und Wartezeiten sowohl in Lichtenfels und Bamberg zu hoch.
Juni: Steigende Zahlen von „Schwarzfahrern“ führen dazu, dass sich die Strafen, bei denen der doppelte Betrag der Fahrpreiskarte bisher 6 Mark nicht überstieg, auf 20 Mark erhöhen.
Am 1. November eröffnet die sogenannte „Steinachtalbahn“, die von Ebersdorf nach Neustadt führte. Dadurch ist es von nun an möglich, von Coburg, Ebersdorf, Sonnefeld, Weidhausen, Neustadt und Rödental aus in eine der anderen genannten Städte zu fahren, ohne Umsteigen zu müssen. Die sogenannte „Karusselbahn“ war geboren. Aufgrund des Kohlemangels wird die Heizung der Wagons im Winter eingeschränkt. Alle Züge, die unter einer Stunde Fahrzeit haben, werden nicht mehr beheizt. Ziel sei es, die Temperatur in den Zügen nicht höher als 12 Grad Celsius steigen zu lassen. „Den Reisenden wird daher die Mitnahme von Winterschutzkleidung, Decken und dergleichen dringend empfohlen“, rät die Coburger Zeitung.