Der Graf Heinrich VIII. von Henneberg hatte vier Töchter, welche nach dem Tode ihres Vaters mit ihrer edlen Mutter „Jutta“ auf der Veste Coburg wohnten. Da Jutta ihre Töchter innigst liebte und nicht von ihnen getrennt werden wollte, so wies sie alle Freier, welche sich um die vier Jungfrauen bewarben, zurück. Als sich jedoch nach dem Tode der Mutter die Freier wieder einfanden, so reichte die älteste Tochter Elisabeth einem Grafen von Württemberg die Hand, und die zweite Tochter Katharina wurde die Gemahlin des Markgrafen von Meißen. Der Burggraf Albrecht von Nürnberg bewarb sich nach dem Befehl seines Vaters um die Hand der jüngsten Tochter Anna, die zwar reich, aber nicht schön und hinkend war. Als er jedoch bei der Werbung die reizende Sophie erblickte, entbrannte sein Herz von heftiger Liebe zu ihr, welche auch von Sophie, die bereits für ein Kloster bestimmt war, erwidert wurde.
Als Anna das Liebesverhältnis der beiden erkannt hatte, beschloss sie, in edelmütiger Weise ihrem Verlobten du entsagen und die Liebenden zu vereinen. Am Tage der Hochzeit trat Anna im einfachen, weißen Schleier und Klostergewand vor die sich heimlich Liebenden. Sich zu ihrer Schwester Sophie wendend, sprach sie: „Nimm ihn hin und sei glücklich, denn nicht du, reizende Schwester, sollst in ein Kloster gehen, sondern mich hat der Himmel dazu bestimmt.“ Nachdem Anna in edelster Selbstopferung die beiden Liebenden vereinigt hatte, schenkte sie den beiden Glücklichen auch noch ihre sämtlichen Güter. An demselben Tage trat Anna als Nonne in das Kloster zu Sonnefeld ein, in welchem Sie als Äbtissin starb. In der Kirche dieses Ortes zeigt man noch heutigentags den mit ihrem Bildnis gezierten Grabstein, auf welchem der eine ihrer Füße kürzer als der andere ist.