Erich Unverfähr, geb. 1885 / Markt 1
Markt 1
Hier arbeitete Erich Unverfähr vom 14. Juni 1924 bis zum 1. Juli 1931 als 1. Bürgermeister der Stadt Coburg. Geboren wurde Unverfähr am 12. Mai 1885 in Berlin-Lichterfelde. Er war zunächst als Assessor in Treptow tätig, dann übernahm er längere Zeit die Vertretung des 1. und 2. Bürgermeisters von Gotha, schließlich wurde er Bürgermeister in Arnstadt. Nach Coburg kam Erich Unverfähr 1924. In diesem Jahr schied Oberbürgermeister Hirschfeld aus seinem Amt aus. Unverfähr bewarb sich auf die frei gewordene Stelle. Ein Komitee wählte ihn aus über 100 Kandidaten in die engere Auswahl. Zusammen mit drei weiteren Bewerbern stellte er sich bei einer Bürgerversammlung den Coburger vor. Augenzeugen berichteten, Unverfähr sei der einzige gewesen, der frei und ohne Konzept gesprochen hätte. Kurz darauf gewann er die Wahl und wurde somit Coburgs neuer Bürgermeister. Sein Amt trat er am 1. Juli 1924 an. Es heißt, er habe eine große Anzahl an Glückwunschkarten von allen Seiten erhalten. Doch die vielen Glückwünsche halfen nichts, wie sich bald herausstellen sollte.
Bereits ein halbes Jahr später erhielt die NSDAP bei den Gemeindewahlen in Bayern die absolute Mehrheit und war erstmals im Coburger Stadtparlament mit vertreten. Hauptsprecher der neuen Fraktion war Franz Schwede. In seinen Redebeiträgen betitelte er die anderen Stadträte als Judenknechte. Unverfähr zwang ihn, den Ausdruck zurückzunehmen und machte sich dadurch verstärkt zum Gegner der Nazis. Obendrein verweigerte Unverfähr eine Einladung der NSDAP zu einer Sonnwendfeier mit Goebbels.
1929 erzielte die NSDAP bei den Gemeindewahlen die absolute Mehrheit. In der Folge wurde Schwede am 31. August 1931 zum 3. Bürgermeister gewählt. Unverfähr führte ihn pflichtgemäß in das neue Amt ein – das war seine letzte Amtshandlung. Bereits kurze Zeit vorher hatte die NSDAP den Beschluss gefasst, Unverfähr in den Ruhestand zu versetzen. Als Grund geben sie die häufige Abwesenheit des Bürgermeisters aus gesundheitlichen Gründen an. Der Stadtrat holte sich ein ärztliches Gutachten von der Universität Erlangen ein, in dem bescheinigt wurde, dass Unverfähr körperlich zwar gesund sei, aber an psychisch-nervösen Beschwerden leide. Ursache hierfür seien die besonderen Arbeitsverhältnisse in seinem Amtsbereich. Die Diagnose war nicht weiter verwunderlich: In den Jahren zuvor hatte die NS-Fraktion den Bürgermeister mit immer neuen Angriffen, Klagen und Diätbeschneidungen malträtiert. Franz Schwede setzte sich nach der Beurlaubung Unverfährs mit Hitler in Verbindung. Der schlug daraufhin vor, dass Schwede selbst neuer 1. Bürgermeister werden solle. Die SPD-Fraktion blieb dem Wahlakt aus Protest fern. Erich Unverfähr verließ Coburg am 1. November 1931 für immer. Er starb am 22. Februar 1946 in Würzburg infolge einer Gelbsucht.
Pate Erich Unverfähr: Oberbürgermeister Norbert Kastner im Namen der Stadt Coburg