Rosa und Ignaz Stern, geb. 1877 + 1873 / Judengasse 20
Judengasse 20
Hier wohnten Rosa und Ignaz Stern. Rosa Stern wurde am 13. September 1877 in Mellrichstadt geboren, Ignaz Stern am 7. Juli 1873 in Maroldsweisach. Ignaz Stern war Inhaber eines Textilwarengeschäft hier in der Judengasse 20. Das Ehepaar gehörte zu den letzten noch in Coburg verbliebenen Juden. Auch er und seine Frau hatten in den 20er und erst recht in den 30er Jahren unter den Nationalsozialisten zu leiden. Die zahlreichen Boykottaktionen und Verleumdungen brachten das Ehepaar an den Rand des Existenzminimums. Im Januar 1939 wurden sie – wie alle anderen noch in Coburg lebenden Juden – verpflichtet, die Zusatznamen Sara und Israel anzunehmen. Die Zusatznamen hatten den Zweck, sie als Juden auszuweisen. Die Namen durften bei keiner Unterschrift und auf keinem Dokument fehlen. Rosa Stern hieß von da an Rosa Sara Stern, Ignaz Stern war gezwungen, sich Ignaz Israel Stern zu nennen.
Möglicherweise wollte das Ehepaar zu diesem Zeitpunkt aus Coburg fliehen. Denn: Wem es irgendwie möglich war, die Stadt und das Deutsche Reich zu verlassen, der packte seine Sachen und ging. Das Problem war aber, dass eine Flucht immer schwieriger wurde, da kein Land mehr bereit war, weitere Juden aufzunehmen und die Juden immer weniger Geld hatten, um sich die Ausreise leisten zu können.
Ab dem 19. September 1941 musste das Ehepaar Stern für alle sichtbar einen Judenstern auf der linken Brustseite ihrer Kleidungsstücke tragen. Diese Kennzeichnung erleichterte den Nationalsozialisten, neue Wohn- und Bewegungsbeschränkungen für die noch in Coburg wohnhaften Juden durchzusetzen. Außerdem war die Stigmatisierung eine entscheidende Vorausmaßnahme für die schnelle Erfassung und einen störungsfreien Abtransport. Ab dem 23. Oktober 1941 wurden endgültig alle Fluchtwege versperrt. Ein Gesetz verbot den Juden die Auswanderung. Kurz danach kam es in Coburg zu den ersten Deportationen.
Am 27. November wurden die Sterns in ihrer Wohnung abgeholt und ins KZ nach Riga gebracht.
Paten Rosa Stern: Karin und Alexander Engelhardt
Paten Ignaz Stern: Elga Mangold und Volkmar Henke