Dr. Alfred Masur, geb. 1869 / Steinweg 15
Steinweg 15
Hier wohnte Dr. Alfred Masur. Geboren am 5. März 1869 in Coburg. Dr. Masur hatte in der Mohrenstraße 26 eine Arztpraxis und war Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde. Bereits im Dezember 1931 wurde er zum ersten Mal Opfer der antisemitischen Zerstörungswut, als ihm die Nationalsozialisten die Scheibe der Korridortüre seiner Praxis einschlugen. Derartige Sachbeschädigungen mehrten sich. Im März 1933 fühlte sich der Arzt in Coburg nicht mehr sicher und floh. Weil er sich im Vorfeld öfters wegen der Zerstörungen an seiner Praxis beschwert hatte, wurde er von den Nazis gesucht. Nach einiger Zeit kehrte Dr. Masur zurück in seine Heimat. Die Folgen waren verheerend: Unverzüglich wurde er von den Nazis festgenommen und in die alte Herberge neben dem Rathaus gebracht. Fortan gehörte er zu den ersten Opfern, die regelmäßig in der Coburger Prügelstube misshandelt wurden: Laufend musste er schreckliche Qualen erleiden. Augenzeugen berichten, dass er völlig zerschlagen und am ganzen Körper zitternd aus der Prügelstube zurück in den Häftlingsraum kam. Dr. Masur war körperlich und seelisch am Ende und versuchte, sich die Pulsadern zu öffnen. Umgehend wurde er ins Krankenhaus gebracht. Sein Leben konnte gerettet werden. Bei den Untersuchungen stellten die Ärzte fest, dass er nur mit Mühe in der Lage war, sich fortzubewegen und sich kaum noch zu setzen vermochte. Sein Hemd und seine Unterwäsche waren blutverschmiert, die geschwollenen Körperstellen von striemenförmigen, kreuz und quer verlaufenden Erhebungen durchzogen. Dr. Masur musste seine Praxis aufgeben. Am 6. Februar 1941 starb er als gebrochener Mensch.
Pate: Dekan Christoph Liebst im Namen der Evangelisch-Lutherischen Kirche