Eduard Plaut, geb. 1868 / Steinweg 15
Steinweg 15
Hier wohnte Eduard Plaut, geboren am 27. März 1868 in Frankershausen bei Eschwege. Am 2. Januar 1909 kam der Kaufmann nach Coburg. Hier eröffnete er ein Textilwarengeschäft. Genau wie alle anderen jüdischen Geschäftsleute wurde Eduard Plaut nach 1933 von den Nationalsozialisten in große existentielle Schwierigkeiten gebracht. Wegen der Boykottaktionen kauften immer weniger Coburger in seinem Laden. Um seinen Lebensunterhalt weiter bestreiten zu können, beantragte Eduard Plaut einen Wandergewerbeschein, um als Hausierer Geld dazu zu verdienen. Die Auflagen, einen solchen Schein zu erhalten, wurden für die jüdischen Bürger immer strenger. Im März 1938 fasste der Stadtrat schließlich folgenden Beschluss: „Soweit festgestellt wird, dass die jüdischen Händler, welche Antrag auf Wandergewerbescheine stellten, andere Einnahmen aus Haus- und Grundstück- oder Ladenvermietung haben, ist ihnen die Ausstellung eines Wandergewerbescheines zu versagen.“ Einer der ersten, die unter diesem neuen Beschluss zu leiden hatten, war Eduard Plaut. Weil er Hausbesitzer war, bekam er keinen Wandergewerbeschein mehr. Plaut schrieb in einem Brief: „Die Annahme, ich könnte von der Rente aus meinem Haus meinen Lebensunterhalt bestreiten, ist eine irrige. Ich habe ein sehr altes Haus, die Reparaturen hören überhaupt nicht auf und meine Frau ist sehr krank.“ Plaut gibt es aber auf, sich bei der Regierung zu beschweren. Er bemüht sich, sein Geschäft noch eine zeitlang weiter zu betreiben. Nach den Vorgängen in der Reichspogromnacht gibt er auf. Im Januar 1939 meldet die Zeitung „Bayerische Ostmark“: „Die jüdischen Geschäfte haben mit dem 1. Januar in Coburg aufgehört zu existieren. Doch damit nicht genug – für Eduard Plaut sollte es noch schlimmer kommen: Am 9. September 1942 verhafteten die Nationalsozialisten ihn in seinem Haus und brachten ihn nach Nürnberg. In einem Sonderzug wurden er und fünf weitere Coburger am 10. September 1942 nach Theresienstadt deportiert. Dort kam er in ein so genanntes „Ghetto“, das nichts anderes als ein Vernichtungslager war. Bereits im Mai 1942 hatten die Nazis dort ein Krematorium und eine Beerdigungsstätte eingerichtet. Ab Oktober 1942 gab es insgesamt vier Öfen, in denen täglich mehr als 180 Leichen verbrannt wurden. Etwa 57 Prozent der nach Theresienstadt deportierten Juden wurden später in andere Vernichtungslager im Osten gebracht, 23 Prozent sind im „Ghetto“ in Theresienstadt ermordet worden. Von Eduard Plaut verliert sich auf der Fahrt nach Theresienstadt die Spur. Nach Coburg ist der Jude nie wieder zurückgekehrt.
Pate: Dekan Raimund Reinwald im Namen des Pfarramts St. Augustin