Sabine und Meyer Levenbach, geb. 1876 + 1876 / Spitalgasse 4
Spitalgasse 4
Hier wohnten Sabine und Meyer Levenbach. Sabine Levenbach wurde am 9. Dezember 1876 in Nordheim geboren, ihr Mann am 15. März 1876 in Bornheim. Von Beruf war Meyer Levenbach Viehhändler. Das erste Signal dafür, dass die Nationalsozialisten in Coburg bei den Deklamationen ihres Antisemitismus nicht bleiben würden, bekamen die Levenbachs 1933 zu spüren: Zunächst wurde Meyer Levenbach als Vorsitzender des Vereins der Viehhändler in Coburg von den Nationalsozialisten festgenommen. Sabine Levenbach wandte sich daraufhin verzweifelt an die Stadtverwaltung und bat um Entlassung ihres Mannes. In einem Brief schrieb sie: „Mein Mann konnte nicht die Maßnahmen treffen, die durch längere Abwesenheit im Geschäft erforderlich gewesen wären. Es sind täglich Wechsel fällig, die Landwirte zu bezahlen haben, und die hierfür größtenteils Vieh in Zahlung geben wollen. Ich bin aber nicht in der Lage, das Vieh zu verwerten und mit dem Erlös die Wechsel einzulösen. Es besteht keine Möglichkeit, die Wechsel zu verlängern, da deshalb mit den Landwirten verhandelt werden muss und wir auch keine Vollmacht haben, um Verlängerungen vornehmen zu können. Für die Landwirte besteht also die Gefahr, dass die Wechsel zu Protest gehen und ihnen dadurch großer Schaden verursacht wird, der zum Teil wohl nicht wieder gutzumachen ist. Ich wiederhole deshalb meine Bitte, meinen Mann aus der Haft entlassen zu wollen.“ Sabine Levenbach fand aber kein Gehör.
Am 1. April begannen die Nazis mit Boykottaktionen gegen jüdische Geschäfte. Ab 9.30 Uhr morgens besetzten SA-Leute die Eingangstüren und brachten überall in der Innenstadt Plakate mit antijüdischen Parolen an. Vor dem Geschäft der Levenbachs wurde ein Schild mit der Aufschrift: „Wer zum Juden geht ist ein Volksverräter“ aufgestellt. 1935 wurde der Viehhandel zwischen Bauern und Juden offiziell verboten. Die Levenbachs mussten ihren Handel aufgeben.
1941 wurde das Ehepaar zum Arbeitseinsatz in einer Fabrik verpflichtet. Nur kurze Zeit später, am 27. November 1941 wurden sie – genau wie 24 andere jüdische Mitbürgern verhaftet und nach Riga deportiert. Auf der Registerkarte der Levenbachs vermerkten die Nationalsozialisten – neben der Angabe des Datums – den Begriff „evakuiert“. Am 19. März 1942 wurden die beiden offiziell ausgebürgert. Da sie aus dem KZ nicht mehr zurückkehrten, erklärte man sie am 31. Dezember 1945 für tot. Das Ehepaar hatte eine Tochter namens Martha. Über ihren Verbleib gibt es keine Hinweise.
Pate Sabine Levenbach: Firma Contactdesign
Pate Meyer Levenbach: Ina und Jürgen Kara