Konrad Rügers Meisterschuss
Von Friedrich Hofmann
Als Wallenstein vor der Veste lag,
schier wär’s geworden sein letzter Tag.
Denn Rüger steht auf der Hohen Bastei. –
„Ei, reitet dort vornehme Reiterei!
Voraus der Mann mit der roten Feder
auf dem breiten Hut. Wer soll das sein? –
Der Reiter ist sicher der Wallenstein!“ –
Und vor ihm Läufer und Trompeter. –
Da schmunzelt der Rüger: „Wohlan, ich versuch´s,
dem werd ich jetzt sagen einen schönen Gruß“ –
Er eilt im Nu der Kanone zu
und richtet und zielt mit aller Ruh
gar lange. Nun greift er rasch zur Lunten.
Hurra, Hurra! Blitz, Donner und Strahl!
Aufwirbelt Staub und Erden im Tal,
und der stolze Reiter ist verschwunden.
Dort liegt er voll Erde und voll Verdruss
und auf und davon vor dem zweiten Schuss.
Und wie er reitet so eilig fort,
spricht er ein mächtig, ein drohend Wort
und ballt die Faust hinauf zur Veste:
„Die Bestie hängt, die das mir tat,
erwisch ich sie!“ – Er aber hat
sie nicht erwischt, das war das beste.