Das Laurentiushaus Lützelbuch
Erntedankfest 1935
Die Essensträgerkolonne in den 30er Jahren
Gute Gurkenernte 1934
Der Ursprung des heutigen Laurentiushauses Lützelbuch findet sich im so genannten „Haupthaus“, einem Rittergutsgebäude, das auch Auskunft vorliegender Unterlagen des Stadtarchivs in Coburg etwa in der Zeit zwischen 1530 und 1570 erbaut worden ist. Das Geschlecht derer von Brandenstein lebte seit 1574 in diesem Gebäude, dem zur einen Seite hin ein Haus für Bedienstete angehörte und parallel gegenüberliegend auf der Westseite eine große Schne stand, die als Stallung für Vieh und Wagen sowie als Depotbereich für Heu, Stroh und vieles mehr diente.
Archivunterlagen können wir folgende Bemerkungen und Hinweise entnehmen: „Die Brandensteiner, an die in der Seidmannsdorfer Kirche (Nachbargemeinde) ein Schluss-Bronzeplatten vom Grabstein des 1531 verstorbenen Hans von Brandenstein erinnern, scheinen – wenigstens im 17. Jahrhundert – kein großes Glück mit ihren Frauen gehabt u haben. 1616 wurde nämlich in Coburg der Schreiber Georg Nagel hingerichtet, weil er die Schlossherrin von Lützelbuch zum Ehebruch verführt hatte.“
Der Dreißigjährige Krieg hatte das schon vorher nicht sehr reich begüterte Geschlecht vollends verarmen lassen, was wohl auch erklärt, dass Johann Ernst von Brandenstein, der Schloss und Gut Lützelbuch (das heißt „kleines Buch“) in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts besaß, unter seinen diversen Ehepartnerinnen keine Adelige aufzuweisen hat. Er brauchte eine kräftige Bäuerin, die zupacken konnte, scheint aber auch in dieser Hinsicht nie das Rechte getroffen zu haben.
Wer bei dem sechsmal verheirateten Gutsherrn jedoch an den berühmt-berüchtigten König Heinrich VIII. denkt, scheint sich aber auf dem Holzweg zu befinden, denn der Lützelbucher Schlossherr soll „sehr beliebt gewesen“ sein – zumindest bei den Frauen der Umgebung – und „wurde unter großer Beteiligung und unter vielen Tränen (drei Jahre nach der Hochzeit im 70. Lebensjahr) zu Grabe getragen“.
Auch im 18. Jahrhundert haben es die Brandensteins nicht zu Wohlstand gebracht und 1818 sah sich der Leutnant Friedrich Ferdinand Anton Adam von Brandenstein gezwungen, das Rittergut an Herzog Ernst Ii. (Coburg) zu verkaufen. Dadurch, dass die männlichen Familienmitglieder Offiziers-, hochfürstliche Hofjunker- und Kammerjunkerstellen einnahmen, waren sie wenigstens durch Heiraten mit dem Adel des Landes wieder verbunden, doch auch die von Schauroths, die mit Henriette Eleonore Margaretha als Gattin Friedrichs von Brandenstein 1726 in Lützelbuch eingezogen waren und 1765 mit Christian Adam von Schauroth dort residierten, waren offenbar in steten Geldschwierigkeiten.
Christians Eheliebste hatte den Gatten verklagt, dass er ihren gesamten Schmuck zusammen mit dem der Tochter beim Juden Jacob Seligmann ohne ihr Wissen und gegen ihren Willen versetzt hatte.
Seit 1818 war nun das herzogliche Domänengut in häufig wechselnder Pacht vergeben. 1852 konnte der Kaufmann Max Schüller aus Bayreuth im Schloss vorübergehend eine Zigarrenfabrik betreiben. Und 1872 fand die „Zerschlagung“ des Guts statt, das heißt, der Grundbesitz wurde stückweise verkauft. Im Schloss selbst ließ der Herzog Ernst II. 1873 das „Landarmenhaus“ einrichten mit „kleiner Landwirtschaft“, um diese „für arbeitsfähige Pfleglinge ganz besonders angemessen Beschäftigung offen zu halten“! Von 1880 an besaß die „Anstalt“ auch eine eigene „Siechenabteilung“ und einen Friedhof.
Nach dem Anschluss Coburgs an Bayern – 1920 – fiel der gesamte Grundbesitz an den „Freistaat“, der ihn der Diakonissen-Anstalt Neuendettelsau unter der Bedingung übereignete, das Schloss als Pflegeheim für alte und gebrechliche Menschen weiterzuführen.