Herzog Johann Casimir von Sachsen-Coburg-Gotha
Herzog Johann Casimir
Am 12. Juni 1564 wurde Herzog Johann Casimir von Sachsen-Coburg auf der Veste Grimmenstein zu Gotha geboren.
Sein Wahlspruch lautete: „Fried ernährt, Unfried verzehrt“ Er war ein großer Förderer von Kunst und Wissenschaft
Herzog Johann Casimir im grünen Gewand mit weißem Streifenmuster und breitem Spitzkragen und Spitzenmanschetten. Schräg über der Brust mehrfache Goldkette. Die Rechte in die Hüfte gestützt, die Linke am Degen. Im Bildhintergrund ist die Veste und die Stadt Coburg zu sehen.
Herzog Johann Casimir nimmt unter den älteren Coburger Herzögen einen ehrenvollen Platz ein. Alleine seine repräsentativen Bauten prägen noch heute das Gesicht der Stadt Coburg.
In einem Reiseführer aus dem Jahre 1686 ist zu lesen: „Coburg ist eine fein gebaute Stadt in Franken, allda fürnehmlich die Fürstliche Residenz, die Canzley und das Rathaus zu besichtigen. Es hat eine schöne Kirche und ein schönes Collegium, in welchem eine ansehliche wohlbestellte Schule, so vom Stifter, nemlich Johann Casimiro, so allda Hof hielt, den Namen hat……..“.
Unterschrift von Herzog Johann Casimir
Johann Casimir wurde am 12. Juni 1564 auf der Veste Grimmenstein zu Gotha als dritter Sohn des Herzogs Johann Friedrich des Mittleren von Sachsen und seiner Gemahlin Elisabeth, einer geborenen Pfalzgräfin bei Rhein aus dem Hause Wittelsbach, geboren.
Die drei Söhne Herzog Friedrich II., des Mittleren, von Sachsen Links Friedrich Heinrich im Alter von 4-5 Jahren, der den in der Mitte stehenden Johann Casimir (3-4 Jahre) an der Hand hält. Beide Knaben im schwarzen Samtgewand mit gerüschtem Kragen, bestickten Stiefeln, den Hut in der Hand. Rechts hält eine Amme den etwa einjährigen Johann Ernst auf einer flachen Truhe. Rechts im Hintergrund sitzt eine Frau mit zwei Hunden, wahrscheinlich die Mutter, Herzogin Elisabeth.
Die ersten Jahre seines Lebens verbrachte er im Kreise seiner Familie auf dem Grimmenstein bei Gotha. Aber schon in seinem dritten Lebensjahr griff das Schicksal nachhaltig in sein Leben ein. Der Vater, Johann Friedrich der Mittlere, hatte sich, um die in der Schlacht bei Mühlberg 1547 seinem Hause verlorene sächsische Kurwürde wieder zu gewinnen, mit dem Landfriedensbrecher Wilhelm von Grumbach verbunden.
Von Kaiser und Reich auf dem Reichstag 1566 in die Acht getan, verlor er im April 1567 bei der unglücklichen Belagerung der Veste Grimmenstein Land und Freiheit. Er blieb bis zum Ende seines Lebens im Jahr 1595 in der Gefangenschaft des Reiches.
Johann Casimir wurde mit seiner Mutter und seinen Brüdern Friedrich und Johann Ernst beim Bruder des Vaters, dem Herzog Johann Wilhelm von Sachsen-Weimar aufgenommen. Dieser übernahm auf Grund älterer Vereinbarungen die Vormundschaft über seine minderjährigen Neffen.
Später richtete die Mutter für sich und ihre Kinder eine eigene Hofhaltung im Zollhof zu Eisenach ein, die 1571 auf die nahegelegene Wartburg und dann nach Schloss zu Eisenberg verlegt wurde.
Währenddessen hatte der Reichstag zu Speyer 1570 die Restitution (Wiedereinsetzung) der Söhne des gefangenen Johann Friedrich des Mittleren auf Kosten Johann Wilhelm von Sachsen-Weimar beschlossen, der seit 1567 auch die von seinem unglücklichen Bruder verwirkten Landesteile des Ernestinischen Herzogstums Sachsen innehatte.
Als Vormünder bestellte der Reichstag die drei weltlichen Kurfürsten: Friedrich III. von der Pfalz, August von Sachsen und Johann Georg von Brandenburg.
Die Landesteilung erfolgte durch den Vertrag von Erfurt vom 6. November 1572, und am 5. Dezember desselben Jahres zog Johann Casimir mit seinem Bruder Johann Ernst in Coburg, der zukünftigen Residenzstadt des neu errichteten Fürstentums Sachsen-Coburg ein.
Wenige Monate vorher war die Mutter zu einem Besuch des in Österreich gefangenen Vaters abgereist; von dort ist sie nur noch zweimal für kurze Zeit zu ihren Söhnen zurückgekehrt. Der immer kränkliche Bruder Friedrich war im August 1572 am Flecktyphus gestorben.
Seit seinem 9. Lebensjahr war Johann Casimir fremden Menschen zur Erziehung anvertraut; die Wärme des Elternhauses musste er entbehren. In Coburg begann der geregelte Unterricht in Lesen, Schreiben, Rechnen, Religion und in der lateinischen Sprache. Diese Ausbildung wurde vom dem Magister Sebastian Leonhard, einem bekannten Prinzenerzieher dieser Zeit vorgenommen.
In den Jahren 1578 bis 1581 besuchte Johann Casimir mit seinem Bruder die Universität Leipzig, daran schloss sich bei den Coburger Behörden eine praktische Einführung in die Pflichten des Landesherrn an.
Anna Prinzessin von Sachsen, 1. Gemahlin von Herzog Johann Casimir
Am 6. Mai 1584 verlobte sich Johann Casimir mit Anna, der Tochter seines Vormundes und des Feindes seines Vaters, des Kurfürsten August von Sachsen. Am 16. Januar 1586 wurde die Ehe geschlossen, und im selben Jahr trat der junge Herzog für sich und seinen Bruder Johann Ernst die Regierung seiner Länder an.
Wappen Herzog Johann Casimirs
Dieses Fürstentum Sachsen-Coburg bestand aus der alten Pflege Coburg im Umfang der heutigen Landkreise Coburg, Hildburghausen und Sonneberg, sowie aus einigen Ämtern und Städten um Gotha und Eisenach. Im Jahre 1596 haben Johann Casimir und Johann Ernst ihren gemeinsamen Besitz geteilt. Johann Casimir behielt die Pflege Coburg mit dem Landesteil um Gotha, Johann Ernst bildete aus seinem Anteil ein eigenes Fürstentum Sachsen-Eisenach.
Das kleine Fürstentum Sachsen-Coburg erlaubte seinem Herrscher nicht, im politischen Konzert seiner Zeit eine maßgebliche Rolle zu spielen. Herzog Johann Casimir schloss sich daher eng an das mächtige Kurfürstentum Sachsen an.
Auch nach der Scheidung seiner Ehe mit der Herzogin Anna 1593 und nachdem ihm bekannt geworden war, wie sehr ihn sein damaliger Vormund während der vormundschaftlichen Regierung in politischen Fragen hintergangen hatte, stand der Herzog zu seinem kursächsischen Verbündeten. Mit diesen verfolgte er in der Reichspolitik den Ausgleich zwischen den Konfessionen, so sehr er sich innerlich den in der Union zusammengeschlossenen kämpferischen protestantischen Reichsständen verbunden fühlte.
Im Jahre 1599 vermählte er sich mit seiner 2. Gemahlin:
Margarethe, Tochter des Herzogs Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg
Dieser Prunkwagen wurde zur 2. Hochzeit Johann Casimirs mit Margarethe von Braunschweig benutzt.
Herzog Casimirs Wahlspruch lautete: „Fried ernährt, Unfried verzehrt“. Mit Kursachsen hielt er in den ersten dreizehn Jahren des Dreißigjährigen Krieges strikte Neutralität; die er erst unter dem Druck des 1629 von Kaiser Ferdinand verfügten Restitutionsediktes aufgab.
Der Herzog entschied sich für den Beitritt zum Bündnis mit dem König von Schweden. Mit diesem Schritt war sein Fürstentum, das bisher schon unter den Durchzügen der kriegsführenden Mächte gelitten hatte, für die Armeen des Kaisers und der Liga zum Feindesland geworden. Mord und Brand, Hunger und Seuchen verwüsteten das Land.
Im Jahre 1632 besetzte Wallenstein die Residenzstadt Coburg und belagerte, wenn auch diesmal vergeblich, die Veste. Herzog Johann Casimir konnte in letzter Minute über Römhild nach Thüringen fliehen.
Herzogs Casimirs Ergebnisse in der Außenpolitik waren bescheiden. Lediglich in den Auseinandersetzungen mit dem benachbarten katholischen Hochstiften Bamberg und Würzburg gelangen ihm außenpolitische Erfolge durch den Abschluß von Verträgen, welche die nachbarlichen Verhältnisse regelten.
Verdienter hat er sich um den inneren Ausbau seines jungen Fürstentums gemacht. Er schuf das Staatsgrundgesetz des sogenannten „Casimirianischen Abschieds“ um mit den nach Selbständigkeit strebenden Landesständen zu einem Ausgleich zu kommen. Dieses Gesetz blieb bis zum Ende des alten Reiches 1806 gültig.
Er förderte die Rechtspflege durch Einrichtung des Hofgerichts und des Schöppenstuhls. Er förderte das einheimische Gewerbe und Industrie (hier besonders die Glasindustrie). Die Förderung von Kirche und Schule lagen ihm besonders am Herzen. Sein bedeutendstes Gesetzgebungswerk, die „Casimirianische Kirchenordnung“ war diesen Institutionen gewidmet.
Seine persönlichen Interessen waren die Jagd und das Schützenwesen. Der ermüdenden Verwaltungsarbeit hat er sich gerne entzogen. Er verlieh seinem fürstlichen Hof durch die Förderung von Kunst und Wissenschaft großen Glanz. Was nicht unerwähnt bleiben darf, ist die Tatsache, dass er gegenüber seinen persönlichen Gegnern rachsüchtig war.
Dem Hexenwahn seiner Zeit gab er sich vorbehaltlos hin. Aber er besaß die Fähigkeit, den richtigen Mann auf den richtigen Platz zu berufen. In keiner anderen Zeit waren so viele bedeutende Persönlichkeiten der Staatsverwaltung, der Künste und Wissenschaften in Coburg anzutreffen.
Auch in der Baukunst erweist er sich als ein Herrscher mit fürstlichem Anspruch. So wurden unter seiner Führung Erneuerungs- und Umbauarbeiten an der Stadtresidenz Schloss Ehrenburg vorgenommen, die sich fast bis zum Ende seiner Regierungszeit im Jahre 1631 erstreckten.
Von 1597 bis 1599 entsteht, das, die ganze Nordseite des Marktplatzes einnehmende Regierungsgebäude, die „Canzley“. Hier ist besonders auf die zwei auf einer Rundsäule sitzenden Polygonerker, die sogenannten „Coburger-Erker“ hinzuweisen.
Bereits drei Jahre später, 1601, wird auf dem Platz vor der Kirche St. Moriz, ein Gymnasium, genannt Casimirianum, errichtet.
Herzog Casimirs Sorge galt vor allem den Verteidigungsanlagen der Stadt. So lässt er die Veste durch den Ulmer Baumeister Gideon Bacher von 1614 bis 1618 als Landesfestung ausbauen und in den Jahren 1616 bis 1621, zu Beginn des dreißigjährigen Krieges, das markante Zeughaus durch Peter Sengelaub errichten.
Das ehemalige Ballhaus. Es entstehen ferner ein Schießhaus für das Armbrustschießen und ein Ballhaus als sportliche Übungsstätte
Grabdenkmal für die Eltern Herzog Johann Casimirs in der Morizkirche zu Coburg
Seinen Eltern setzt er mit einem 12 Meter hohen Alabaster-Grabdenkmal in der Morizkirche 1596 eines der schönsten Renaissanceepitaphe des mitteldeutschen Raumes. Viele Handwerker zieht es an seinen Hof. Ein ganz persönliches Verhältnis hat Herzog Casimir zur Elfenbeinkunstdrechslerei. Ebenso sind mit ihrem handwerklichen Können Intarsienschreiner, Goldschmiede und Seidensticker vorzufinden.
Jagdzimmer mit Herzog Johann Casimir und Gefolge
Dem leidenschaftlichen Jäger ist auch die Jagd wichtig genug, um ihre Verherrlichung dem Künstler und Handwerker aufzutragen. Sein Intarsien-Jagdzimmer ist das letzte große Täfelwerk der Spätrenaissance und gehört zu einem der schönsten, das in dieser Art in Deutschland vorzufinden ist. Kostbar verzierte Jagdgeräte und Jagdwaffen sowie große Ölgemälde mit Darstellungen seiner Jagden sind ebenfalls in reichem Maße vertreten.
Johann Casimir ist auch dem Schützenwesen sehr zugetan
Hier ist er als Schütze mit der Armbrust porträtiert
Seine Schützenfeste sind berühmt, weil ihre Gestaltung bis ins kleinste Detail geplant war. Das Coburger Scheibenbuch und das Coburger Armbrustschießbuch von 1597, sowie seine Schießklippen geben davon beredtes Zeugnis. Sein fürstlicher Hof kam bei glänzenden Hofbällen, Theater und Konzerten, Festmahlen, Maskeraden, Ritterspielen oder Schlittenfahrten besonders gut zur Entfaltung.
Es gelang ihm zur Bereicherung des kirchlichen Musiklebens einen der besten Musiker seiner Zeit, Melchior Franck, als Hofkapellmeister an seinen Coburger Hof zu holen. Auf dem Gebiet der Wissenschaftsförderung ist Herzogs Casimirs bedeutendste Tat die Gründung einer hohen Landesschule, die er mit einer reichen Bücherei ausstattete.
Herzog Johann Casimir hat es verstanden, bei den bescheidenen finanziellen Mitteln die ihm zur Verfügung standen und den damaligen Kriegswirren, ein kulturelles Erbe von erstaunlicher Bedeutung, Größe und bleibenden Wert der Nachwelt zu hinterlassen.
Am 16. Juli 1633 ist Herzog Casimir in der Ehrenburg verstorben. Seine beiden Ehen blieben kinderlos, deshalb fiel das Erbe an seinen Bruder Johann Ernst von Sachsen-Eisenach. Nach dessen kinderlosem Tod 1638 wurde das Fürstentum zwischen den Ernestinischen Linien Sachsen-Weimar und Sachsen-Altenburg geteilt.
Quellenhinweis: Heyl, Maedebach