Coburg und seine Polizei – 18. Jahrhundert
Von Hans-Jürgen Schmidt, Helmut Götz und Wolfgang Schneider, Coburg
Titelseite des Betrugslexicons
1724 und 1730 erschien ein von dem Coburger Chronisten Georg Paul Hönn verfasstes zweibändiges Betrugs-Lexikon. Das Buch wurde verboten, verbrannt und verfolgt, was den Absatz noch steigerte. Hönn war Amtmann, Archivar, Leiter der Schulbehörde und von 1694 bis 1697 Polizeirat in Coburg. Heute würden wir von kriminalistischer Fachliteratur sprechen. Ein Exemplar des Buches ist in der Landesbibliothek Coburg vorhanden.
Ein besonderer Vorfall ereignete sich 1783. Der Machendichter Musäus warnte vor Coburg, weil er mit den Torposten an den Stadttoren schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Die einfachen Posten konnten nicht einmal lesen. Er musste die Stadt durch das gleiche Tor wieder betreten, bei dem er erstmals eingereist war. Glücklicherweise wurde er von einem Posten an seinem Gesicht erkannt, seine Papiere konnten nicht gelesen werden. Selbst der bekannte Dichter Jean Paul (der Geheime Legationsrat Richter) machte am Neujahrstag 1804 Bekanntschaft mit der „gestrengen Polizei“. Der hierzu gehörige Aktenvermerk der „Policey der Reinlichkeit, Straßen- und Brunnenordnung“ befindet sich im Coburger Stadtarchiv. Nach dem Besuch bei dem mit ihm befreundeten Polizeidirektor Ortloff hatte er vor dessen Haus gegen 20.00 Uhr „sein weniges Wasser abgeschlagen“. Zwei alte Jungfern, die dies gesehen hatten, nahmen daran Anstoß und zeigten ihn bei dem Polizeidiener Fiedler an, der in seiner Meldung festhielt, „dass der o.a. Legationsrat am 1 ten Januar 1804 des Nachts hinter der Mauer beim Spitaltor auf die Gasse gepisst habe“. Die Strafe, verfügt durch den Polizeidirektor Ortloff am 9. Januar 1804, bestand in der Zahlung eines Reichs-Talers.
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Info: EPHK a.D. Hans-Jürgen Schmidt, Jg. 1937, gehörte von 1956 bis 1997 dem Bundesgrenzschutz an und war langjähriger Einsatz und Ausbildungshundertschaftsführer.
Helmut Götz, Jg. 1934, trat 1953 in die Bayerische Bereitschaftspolizei ein und versah danach Dienst als Stationsbeamter der Bayerischen Landpolizei. Ab 1958 gehörte er der Stadtpolizei Coburg an, zuletzt als Leiter der Schutzpolizei. Von 1972 bis zu seinem Ruhestand 1994 leitete er die Station Coburg-Stadt der Bayerischen Landespolizei.
PHK a.D. Wolfgang Schneider, Jg. 1947, versah von 1968 bis 1999 Dienst im Bundesgrenzschutz.