Ein Beitrag von Ulrich Göpfert
An der Straße zwischen Neustadt und Sonneberg sieht man auf der linken Seite noch heute einen tiefen Graben. Dort sind einige Teiche angelegt. Dieser Graben ist das Überbleibsel des ehemaligen Flößgrabens. Am Fuße des Deutersberges bei Mönchröden sind an einigen Stellen Reste erkennbar. Man kann den Verlauf des Grabens noch bis Haarbrücken verfolgen. Die Straßennamen „Floßanger“, „Floßsteg“ und „Zinkenwehr“ erinnern in der Stadt Coburg noch heute an die ehemalige Flößerei.
Mitte des 16. Jahrhunderts umfaßte die „Pflege Coburg“ auch die Ämter Sonneberg und Neuhaus in Thüringen mit den Oberförstereien Sonneberg, Hämmern, Steinheid, Lauscha, Steinach und Judenbach. Diese betreuten die „Fränkischen Wälder“ mit etwa 10 000 Hektar Wald. Diese „Fränkischen Wälder“ waren damals außerordentlich holzreich, und in einem urwaldähnlichen Zustand. Der Holzreichtum konnte in dem schwach besiedelten Raum gar nicht verwertet werden, während in der Umgebung von Coburg große Holznot herrschte. Aus dem „Wald“ kostete damals der Klafter Holz vier Groschen und zu Coburg auf dem Markt einen Gulden. Zur damaligen Zeit herrschten sehr schlechte Wegverhältnisse und so war an umfangreiche Holzfuhren nicht zu denken. Da bot sich der Wasserweg als billigste Transportmöglichkeit an. Aber nur die Steinach hatte soviel Wasser und reichte soweit in den Wald hinein, dass auf ihr geflößt werden konnte. Die Röden, deren Wasser ab Rödental-Oeslau mit der Itz vereint durch die Stadt Coburg fließt, war für das Flößen zu schwach.
Es lag nun der Gedanken nahe, das Holz auf der Steinach bis nach Heubisch zu flößen, es dann mit Wagen nach Neustadt zu schaffen und auf der Röden weiter zu flößen. Da aber die Röden zwischen Haarbrücken und Mönchröden durch die zwei großen Teiche floß, entstand wieder ein fast unüberwindbares Hindernis. Als man in dem Bergvogt Dr. Erasmus Reinhold aus Saalfeld einen Mann fand, der imstande war, das Wasser „abzuwiegen“ (das Gelände zu nivellieren), faßte man den Plan, eine künstliche Wasserstraße zwischen Oberlind und Neustadt herzustellen und mit dieser Wasserstraße auch die Mönchrödener Teiche zu umgehen. 1000 Gulden wurden ihm für diese Arbeit versprochen. Nach seinem Plan wurde im Jahre 1576 mit dem Bau begonnen und mit einem Kostenaufwand von nur 200 Gulden bereits 1578 beendet. (Davon können wir heute nur noch träumen!) Nun konnte aber nicht gleich mit dem Flößen begonnen werden. Es stellte sich heraus, dass auch die Steinach nicht genügend Wasser führte, auch nicht zur Zeit der Schneeschmelze im späten Frühjahr.
Im Wald mußten daher an allen kleinen Zuflüssen der Steinach „Floßteiche“ angelegt werden, in denen das benötigte zusätzliche Wasser angesammelt wurde. Die Steinach und die Röden (Itz) wurden floßfähig gemacht. Es wurden Ufer begradigt, in das Flußbett hineinragende Baumwurzeln entfernt, größere Steine ausgehoben. In Oberlind mußte das „Herrenwehr“ verstärkt werden, in Neustadt ein Übergang über den Mühlgraben geschaffen, bei den vielen Mühlen „Floßpompen“ (starke Überfallwehre) gebaut und in Coburg der „Floßanger“ angelegt werden. Gegenüber dem Alexandrinen-Volksbad und der Rückertschule wurde die Itz durch einen Floßrechen abgesperrt. Dessen starke, mit Zwischenraum stehenden Zäune ließen wohl das Wasser durch, hielten aber das Holz zurück. Neben dem Ufer errichtete man zum Aufbewahren der benötigten Geräte, wie Bohlen, Beile, Floßhaken und Schiebekarren, ein leichtes Haus. Ein etwas kleinerer Floßanger wurde auch bei Cortendorf angelegt, an der Stelle, wo am Ende der Rosenauer Straße die Brücke jetzt über die Itz führt.