Vertreibung und Tod
Nur vier jüdische Frauen mit „arischen“ Ehemännern von den 316 jüdischen Bewohnerinnen und Bewohnern, die 1925 in Coburg gewohnt hatten, überlebten die Zeit des Nationalsozialismus in Coburg.
70 Jahre nach der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 und 60 Jahre nach der Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte vom 10. Dezember 1948 nehmen wir Spuren auf von Frauen, die aufgrund willkürlicher rassischer Zuschreibungen unter schwierigsten Bedingungen in Coburg lebten oder Coburg verlassen mussten.
Ihre Erinnerungen an die „braune Zeit“ in Coburg, niedergelegt in Dokumenten für die Wiedergutmachungsbehörden, aufgeschrieben für ihre Enkel oder als erzählte Geschichte, sind schmerzlich.
„Keine Juden brauchen wir net“, dieser Satz einer Schulkameradin verfolgte Erna Goldbluhm ihr Leben lang. Berta Landauer, war in dem Glauben aufgewachsen, deutsche Staatsbürgerin jüdischen Glaubens zu sein. Dieses Recht wurde ihr wie allen anderen jüdischen Bürgern des deutschen Reiches genommen. Aber sie bewahrte auch die Erinnerung an wenige, aufrechte Coburger, die sich für sie als Verfolgte einsetzten. Ein Coburger Kochbuch im argentinischen Haushalt von Käthe Bär, das ihr Sohn nach ihrem Tod fand und das alle Wege ins Exil mit ihr ging, wird zum Symbol für die Heimat, die sie verstieß. Es sind solche Details, die uns erahnen lassen, was Menschen jüdischer Religion und Menschen mit jüdischen Vorfahren in Coburg zu erleiden hatten – und hier sind massive Diskriminierungen schon seit der Zeit des ersten Weltkrieges dokumentiert. Diejenigen, die sich retten konnten ‐ durch glückliche Zufälle, Kindertransporte, Scheinehen oder loyale Ehepartner, durch Einsatz und Verlust des gesamten Vermögens, zeigten sehr viel Mut. Anne Rubin, geb. Forchheimer, ist davon überzeugt: Überall waren es die Frauen, die stark genug waren ihre Familien zusammen zu halten, auch über die oft lang andauernden Trennungen vieler Jahre hinweg. Erinnern heißt: Verantwortung für die Zukunft übernehmen. Dazu möchten wir ermutigen.