Dr. Moritz Cramer, geb. 1877
Mohrenstraße 9a
Hier wohnte Dr. Moritz Cramer, geboren am 24. April 1877.
Dr. Moritz Cramer war Spezialarzt für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten. Seine Praxis befand sich ebenfalls hier in der Mohrenstraße, im Haus Nummer 4. Privat interessierte er sich für die Kunst, Kultur und Geschichte seiner Heimatstadt, zu der er eine umfängliche Bibliothek und eine ansehnliche Kunstsammlung angelegt hat. Am 27. November 1941 wurde Dr. Moritz Cramer mit der ersten Gruppe Coburger Juden nach Riga deportiert, wo er wohl wenige Tage nach der Ankunft ermordet worden ist.
Den Hauptanteil der aus der Vestestadt deportierten Juden stellten – mit einem Durchschnittsalter von knapp 60 Jahren – Senioren bis ins hohe Alter von 86 Jahren, die entweder nicht mehr auswandern konnten oder wollten.
Vor der Deportation raubte man Dr. Moritz Cramer die Bibliothek mit sehr vielen und wertvollen Coburgica und seine Kunstsammlung mit Gemälden von Höllein, Kreyssig, Reumann und anderen. Heute befinden sich einige Objekte im städtischen Museumsbesitz.
Wie viele seiner jüdischen Glaubensgenossen auch, war Dr. Moritz Cramer ein nationalbewusster Deutscher, der sich nach dem, was man in seiner Bibliothek an Schätzen vorfand, sehr mit seiner Heimatstadt Coburg identifiziert hat. Einzig sein Glaube unterschied ihn von anderen heimattreuen Coburgern.
Das allein macht schon den Irrsinn der nationalsozialistischen Rassenideologie deutlich, die in die Vernichtung der Juden mündete: Die Juden waren integrale Mitglieder der bürgerlich-städtischen Gesellschaft, wurden jedoch als Volksfeinde abgestempelt und ermordet, nachdem man sie beraubt hatte.
Pate: Initiative Stadtmuseum Coburg