Ein Beitrag von Ulrich Göpfert
Am Beginn des 1. Weltkrieges dachten alle dieser Krieg wäre nur ein kurzer Spaziergang und in ein paar Wochen vorbei. An Not und Elend, die ein jeder Krieg mit sich bringt, dachte damals noch keiner. Die Teuerung nahm in Dörfles, wie überall zu. Das Einkaufen von Lebensmitteln war unmöglich geworden; es wurden fast ausnahmslos Tauschgeschäfte vorgenommen. Die Bewohner aus den Oberlanden um Sonneberg kamen herunter bis in die Coburger-, ja bis in die Bamberger Gegend, um sich Lebensmittel zu beschaffen. Dabei durfte man sich nicht einmal ertappen lassen, sonst war man seine mühsam gesammelten Waren los, denn die Gendarmerie nahm alles ab, was nicht rechtmäßig, d. h. zuteilungsmäßig, erworben war. Und manch armer Schlucker machte hier bittere Erfahrungen.
Dabei war die Not in Dörfles noch nicht einmal so groß, denn jeder Hausbesitzer hatte sich fast ausnahmslos bei der Zerschlagung des Sommerschen Gutes durch den Makler Wertheimer aus Lichtenfels ein Stück Land, das er schon früher gepachtet und versorgt hatte, gekauft. Mancher Hausbesitzer war schon fast ein Kleinlandwirt. Jeder hatte Viehzeug, teilweise schon eine Kuh, zumindest aber Ziegen und sonstiges Kleinvieh. Er baute auch seine Kartoffeln selbst an. So hatte sich der Grundstücksverkauf des Sommerschen Gutes auf die Ernährungslage 1919 in Dörfles günstig ausgewirkt. Hinzu kam, dass fast alle Frauen arbeiteten, entweder bei den zwei Bauern in Dörfles oder auf dem Rittergut Neudörfles. Dort waren immer 20 bis 30 Frauen beschäftigt, denn man lebte ja noch nicht in der Zeit der Maschinerie. Es wurden noch viele Arbeitskräfte gebraucht. Alle diese Frauen, auch wenn der Lohn nicht hoch war (am Tag 70 Pfennig), konnten sich eine Brotration mit nach Hause nehmen. So überstanden ihre Familien doch recht gut diese Notzeiten (1919 – 1922).