Coburg früher und heute Teil II
Von einem Familienausflug mit Ziel Finkenauer Wäldchen stammte dieses Foto der Familie Kraus mit Coburg im Hintergrund.
Damals, als dieses Erinnerungsfoto entstanden ist, war die Natur noch in Ordnung. Wir standen inmitten einer grünen Wiese, nicht ahnend, dass sich im Laufe der Zeit die Landschaft grundlegend verändern würde. Unser Blick fiel damals direkt auf die vor uns liegende und imposante Schrebergartenanlage. Ein besonderes und einmaliges Flair umgab diese große Gartenanlage, die in der Von-Schultes-Straße begann und über die Ernst-Faber-Straße bis hin zur Wassergasse und Uferstraße reichte. Im Kreuzungsbereich der Straßen spendete ein alter kräftiger Baum im Sommer viel Schatten. Heute dürfte an genau dieser Stelle das Ernst-Faber-Haus stehen. Die schöne Gartensiedlung musste in unserer Zeit dem Bau der B4 bzw. der Bamberger Straße weichen. Verbrauchermärkte, mehrere Neubauten, die Firma Brose und nach der Brücke der Brose Kreisel stehen jetzt dort. Von meinem Elternhaus aus konnte ich oft beobachten, wie auf der kleinen Wiesenfläche uns gegenüber die zwei Schafe unseres Nachbarn seelenruhig grasten. Leider änderte sich die Situation schlagartig nach Kriegsende, weil diese Wiese aufgeschüttet wurde. Fuhrwerke lieferten den Müll und riesige Staubwolken wirbelten auf und verpesteten die Luft. Coburgs Süden wurde so die Schutthalde der Stadt. Angewachsen und zugeschüttet reichte das Terrain bis zum heutigen Ernst-Faber-Haus, welches damals allerdings noch nicht existierte.
Ungefähr 1948/49 entstand auf dem zugeschütteten Terrain der Neubau EOS- Wohnblock mit Büros und Geschäften (EOS eine Versicherungsgruppe, die wegen Bombenschäden von Düsseldorf nach Coburg kam und 1943/44 eine Geschäftsstelle im damaligen Zeughaus – heute Staatsarchiv – in der Herrengasse eröffneten). Neben dem Wohnblock in der Ketschendorferstraße war einst auch eine Tankstelle. Abgerissen wurde diese Ende der 80er Jahre und an dieser Stelle ein Wohnhaus mit Apotheke errichtet.
Zu den heutigen neu entstandenen Industriegebieten zählt als imposanteste die Firma Brose (Fahrzeugteile und Zubehör GmbH KG). Doch zuvor wurde erst einmal in den 70er Jahren die Umgehungsstraße gebaut, die heutige B4, und auch die Bambergerstraße. Doch in der Blütezeit des Wirtschaftswunders mit internationalen Aufträgen vergrößerte sich die Firma Brose im Süden Coburgs. Und neben den ersten Werksanlagen in der Ketschendorfer Straße/ Von-Schultes-Straße entstanden nun hier weitere Fabrikanlagen, Verwaltungsbetriebe und eine Kantine an der Bambergerstraße. Anfang der 80er Jahre wurden weitere Baumaßnahmen vorgenommen und diese prägen letztendlich das heutige Industriegebiet mit einigen markanten Gebäuden. Denn zur Lagerung von Werkzeugteilen entstanden zudem noch die beiden Hochregale mit imposanten Ausmaßen. Hierbei möchte ich erwähnen, dass ich während der gesamten Bauzeit den leitenden Ingenieuren der Firma Züglin die Mansarde meines Elternhauses in der Ketschendorfer Straße vermietete. Vom Fenster aus konnte man nun beobachten, wie diese Bauwerke an Höhe gewannen und bis zur Fertigstellung in den Himmel ragten. So wurde aus Coburgs Süden ein pulsierendes Industriegebiet mit modernen Wohnanlagen.