Ein Waschtag in früherer Zeit – Teil I
Ein Beitrag von Ulrich Göpfert
In der alten Schäferei in Ahorn sind zahlreiche alte Waschutensilien zu besichtigen. Foto: Ulrich Göpfert
Wäschewaschen in der heutigen Zeit mit den elektronisch gesteuerten und mit den verschiedensten Waschprogrammen ausgestatteten Waschvollautomaten und anschließendem Trocknen im ebenso computergesteuerten Trockner, der vielfach den Arbeitsgang des Bügelns erspart, kann ohne viel Kraftanstrengung und mit einer enormen Zeiteinsparung, gegenüber dem früher so mühsamen und zeitaufwendigen Waschtag, bewältigt werden.
Das Wäschewaschen in früheren Zeiten war für die Frauen eine große Plage
Es waren harte Arbeitstage für die weiblichen Familienmitglieder. Außerdem waren die Hilfsmittel äußerst bescheiden: eine Waschbürste, ein großes Stück Kernseife mit der Aufschrift „Flammers“, ein Paket Soda der Marke „Henkel“, zum Einweichen ein Seifenpulver mit Seifenschnitzeln, das es im örtlichen Kramerladen offen zu kaufen gab, und ein vorne abgerundetes, etwa 15 cm breites, kräftiges Brett, das am Ende zu einem handlichen Stil zugeschnitten war. Reine Weißwäsche war in diesen Jahren auf dem Bauernanwesen kaum gebräuchlich. Bettzeug, Hemden und alles sonstige waren farbig oder gemustert. In dieser Zeit war noch viel Leinenzeug im Gebrauch. Beim Waschen unterschied man in zwei Kategorien, so die etwas feinfaserigen Stücke und die gröberen Wäscheteile. Die stark verschmutzten Arbeitshosen der Männer, die mit Stoffflecken besetzten Socken und die „rupfernen“ Schürzen der Weibsleute, dies sie zu Schmutzarbeiten umgebunden hatten, forderten einen gesonderten Wäschegang, eine besondere Behandlung. Diese Arbeitskleidung wurde etwa alle 14 Tage über das Wochenende gewaschen. Die große Wäsche fand alle vier Wochen statt. Diese Prozedur zog sich oft mehrere Tage hin. Zum Einweichen hatte die Bäuerin – oft tat das auch die Großmutter – große Holzzuber, gesondert für jede Wäscheart. Sie übergoss die Wäsche im Zuber mit Brunnenwasser. Alles Wasser musste mit der Hand gepumpt und in schweren Wassereimern herangetragen werden; es war im Winter eiskalt. In das Einweichwasser kam auch Soda, noch früher wurde Holzasche, besonders von Buchenholz, verwendet.
Die Asche musste man aufkochen und eine Weile stehenlassen
Die im Einweichwasser aufgelöste Soda wurde nachhaltig verrührt. Nach einem Tag der Einweiche wurde die Wäsche mit einem Holzstempel gut durchgestampft. Die aus der Einweichlauge genommenen Stücke wurden dann kräftig ausgewunden. Nun wurden sie in den Kochkessel, der oft neben dem Herd in der Küche eingemauert war (Kochwasser mit Waschpulver) zum Auskochen gegeben. Die drei Wäschearten erforderten drei Koch- und Waschvorgänge. Nach reichlichem Auskochen hob die waschende Person – zumeist die Bäuerin – die Wäschestücke mit einer Art übergroßem Kochlöffel aus dem Kessel und gab sie mit der Lauge in den großen Zuber. Beim Herausnehmen der Kleidungs und Wäschestücke mit dem Wäschekochlöffel entwickelte sich ein undurchsichtiger Dampf, den die Kochwäsche abgab. Er durchfeuchtete bei der Arbeit den ganzen Tag über auch die Kleidung der Wäscherinnen. Jetzt kam in den angenehmen Jahreszeiten, wo dies die Witterung zuließ, die schwerste Arbeit des Waschens in alten Zeiten drunten am Bach. Dort war das Wasser zu einem großen Tümpel aufgestaut, der frisches, klares Wasser enthielt. Vor dem Wasserspiegel war ein dickes Brett eingelassen, auf dem man stehen und im Knien die Wäsche schwenken konnte. Zwei Mannsbilder hatten die gefüllten Wäschezuber zum Bach hinuntergetragen. Dort wurde Stück für Stück aus dem Zuber genommen, auf einem bereitgestellten Waschtisch reichlich mit Kernseife gebürstet und mit kräftigen Schlägen mit dem sogenannten „Waschbläu“ durchgebläut.