Im Waldbad Callenberg 1954
„Foto-Shooting“ im Waldbad Callenberg 1954
Im Sommer 1954 – ich war damals 15 – fuhren wir fast täglich zum Baden an die Callenberger Teiche. Das Schwimmen war aber nicht der einzige Grund dafür, dass wir nicht ins Coburger Freibad (damals noch „Hindenburgbad“) gingen. An den Teichen breitete nämlich die göttliche, ein Jahr jüngere Brigitte aus Neuses täglich ihre Decke aus, die wir scheu umlagerten. Mit Handständen, Hechtrollen und Flickflacks suchten wir ihre Aufmerksamkeit und Zuneigung zu gewinnen. Einer aus der Clique wollte am nächsten Tag sogar eine Agfa Box mitbringen. Das war die damals primitivste Kamera, die nur 10 DM kostete. Wir planten, uns gegenseitig als Muskelprotze zu fotografieren. Jeder von uns hoffte insgeheim, damit die göttliche Brigitte besonders zu beeindrucken. Für dieses „foto-shooting“ borgte ich mir extra die Armbanduhr meines ältesten Bruders aus, um in meiner seitlich knöpfbaren Badehose noch männlicher zu wirken. Aus unerfindlichen Gründen tauchte die göttliche Brigitte eines Tages nie mehr an den Callenberger Teichen auf und wir kehrten reumütig ins Hindenburgbad zurück. So hat sie mein Angeberfoto nie sehen können. Schade, ich hätte es ihr geschenkt! Na, vielleicht sieht sie es jetzt im Digitalen Stadtgedächtnis. Mit der kleinen Verspätung von 57 Jahren.