16. Oktober 1931: Franz Schwede wird zum Ersten Bürgermeister Coburgs gewählt

Franz Schwede (1943) (Bild: Bayerische Staatsbibliothek München / Fotoarchiv Hoffmann)

Nachdem die Nationalsozialisten bei den Stadtratswahlen 1929 die Mehrheit im Stadtparlament erlangt hatten, ihre Mehrheit aber nicht nutzen konnten, da auch der Erste und Zweite Bürgermeister im Stadtrat stimmberichtigt waren und sich somit ein Mehrheitsverhältnis für die Nicht-Nationalsozialisten ergab, versuchten die Anhänger Hitlers alles, um die absolute Macht in Coburg zu erlangen.

Der erste Schritt hierzu war der Kampf für eine dritte Bürgermeisterstelle. Dieses Ziel wurde nach dem „Umfallen“ der Stadträte Wilhelm Rehlein und Karl Güntzel im August 1930 erreicht. Damit hatte man im Stadtrat eine Pattsituation hergestellt. Als Nächstes galt es nun in den Augen der Nationalsozialisten, den Ersten und den Zweiten Bürgermeister auszuschalten, damit ihr Dritter Bürgermeister, Franz Schwede, die Macht in Coburg übernehmen könnte. Da weder der Erste Bürgermeister Erich Unverfähr, noch der Zweite Bürgermeister Ernst Altenstädter den ständigen Angriffen der Nationalsozialisten gesundheitlich gewachsen waren, wurden beide pensioniert; Altenstädter am 1. April 1931 und Unverfähr am 1. Juli 1931. Somit war der Weg für Schwede und die Nationalsozialisten frei. Am 16. Oktober 1931 wurde Schwede vom Coburger Stadtrat zum Ersten Bürgermeister gewählt. Neuer Zweiter Bürgermeister wurde der Nationalsozialist Werner Faber und neuer Dritter Bürgermeister das Stahlhelmmitglied Rehlein, der diesen Posten wohl als Gegenleistung für seine Stimme bei Schwedes Wahl zum Dritten Bürgermeister bekam.[1]

Die Bürgermeisterwahlen im Coburger Stadtrat drohten aber kurzfristig noch zu einem Debakel für die Nationalsozialisten zu werden. Rehlein lehnte nämlich seine Wahl aus gesundheitlichen Gründen ab. Der eigentliche Grund für Rehleins Ablehnung bestand aber darin, dass dieser sich nicht dem Vorwurf aussetzen wollte, er habe den Posten nur aus parteipolitischen Überlegungen bekommen. Der Coburger Wahlausschuss erkannte die Ablehnung der Wahl allerdings nicht an und argumentierte, dass Krankheit kein Grund sei, eine Wahl abzulehnen. Hieran sieht man die Eigenwilligkeit der Nationalsozialisten, da man im Falle der Absetzung des Ersten Bürgermeisters dessen schlechten Gesundheitszustand als Grund für die Pensionierung angeführt hatte. Die Nationalsozialisten drehten sich die Argumente so, wie sie diese brauchten.[2] Schlussendlich wurde Rehlein Dritter Bürgermeister von Coburg.


[1] „Voraus zur Unzeit“. Coburg und der Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland. Katalog zur Ausstellung der Initiative Stadtmuseum Coburg e. V. und des Stadtarchivs Coburg im Staatsarchiv Coburg. 16. Mai bis 8. August 2004. Coburg 2004. (= Coburger Stadtgeschichte. Band 2). S. 17, 108; Popp, Steffen: Coburgs Weg in den Nationalsozialismus 1919-1931: Die Etablierung des völkischen Antisemitismus und der Aufstieg der NSDAP. Offenbach am Main o. J. (Online unter: https://www.complifiction.net/wp-content/uploads/2012/03/Coburgs-Weg-ins-Dritte-Reich.pdf. Stand: 06. Januar 2010). S. 43; Albrecht, Joachim: Die Avantgarde des „Dritten Reiches“. Die Coburger NSDAP während der Weimarer Republik 1922-1933. Frankfurt/Main 2005. (= Europäische Hochschulschriften. Reihe II. Geschichte und ihre Hilfswissenschaften. Band 1008). S. 128f.;Fromm, Hubert: Die Coburger Juden. Geschichte und Schicksal. Coburg 2001. S. 61.

[2] Asmalsky, Ludwig: Der Nationalsozialismus und die NSDAP in Coburg 1922-1933. Unveröffentlichte Zulassungsarbeit zur Prüfung für das Lehramt an den Gymnasien in Bayern an der Universität Würzburg. Würzburg 1969. S. 60.