15./16. Oktober 1932: Hitlertag in Coburg

Da im November des Jahres 1932 Reichstagswahlen anstanden, kam Adolf Hitler auf seiner „Wahlkampftournee“ am 15. und 16. Oktober auch nach Coburg. Daneben galt es auch das zehnjährige Jubiläum des „Deutschen Tages“ von 1922 zu feiern. Die Coburger NSDAP nutzte die Gelegenheit für einen sogenannten „Hitlertag“. Auf diesem wurden 422 „alte Kämpfer“, die 1922 am „Zug nach Coburg“ teilgenommen hatten, mit dem Coburger Ehrenzeichen ausgezeichnet, eines der NS-Ehrenzeichen. Des Weiteren bekam Hitler seine Ehrenbürgerurkunde, die ihm am 26. Februar 1932 verliehen worden war, überreicht.[1] Auf dieser Urkunde war folgender, sprachlich holprige Text zu lesen[2]:

„In Adolf Hitler, dem Führer der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, verehrt die Deutsche Stadt Coburg den Deutschen Menschen, der vom Schicksal dazu berufen ist, die Deutsche Nation aus Knechtschaft, Schande und Elend zu retten und sie zu Freiheit, Ehre und neuer Größe zu führen. In einem mehr als zehnjährigen erbitterten Kampf mit dem Todfeind unseres Volkes, dem völkerverpestenden Marxismus, hat Adolf Hitler, der Deutsche Mensch, im Nationalsozialismus wieder eine wahre Deutsche Volksgemeinschaft geschaffen und damit die Waffe geschmiedet, die trotz Versailles und Young dem Deutschen Volk und allen Menschen Deutschen Blutes den Weg in eine glückliche Zukunft bahnen wird. Dafür bürgen uns Adolf Hitlers zielbewußter, gradliniger politischer Wille und seine heiße Liebe zu allen, auch den ärmsten Volksgenossen. Millionen Deutscher Herzen haben den Tag gesegnet, der dem Deutschen Frontkämpfer und Führer Adolf Hitler auch die äußerliche Anerkennung des Deutschen Bürgerrechts brachte, das er sich in Wahrheit auf dem Felde der Ehre schon lange erkämpft hatte. Und so werden auch Millionen Deutscher Herzen jubeln, dass ihm die Deutsche Stadt Coburg heute den Ehrenplatz unter ihren Bürgern einräumt. Durch die Verleihung des Ehrenbürgerrechts an den Deutschen Führer und Frontkämpfer Adolf Hitler ehrt also die Stadt Coburg auch sich selbst. Wenn gerade die Stadt Coburg als erste unter allen Deutschen Städten heute Adolf Hitler das Ehrenbürgerrecht verleiht, so soll das ein Zeichen sein des Dankes, den Coburg vor allen anderen Deutschen Städten seinem Befreier von der roten Pest schuldet und eine Bekräftigung des gegenseitigen besonders innigen Treue-Verhältnisses. Denn Coburg war die erste Deutsche Stadt, in der von Adolf Hitler damals im Herbst 7922 der rote Terror völlig gebrochen und damit der Grundstein eines Bollwerks gelegt wurde, auf dem heute siegreich die Hakenkreuzfahne weht. Und seit jenen Tagen ist der Name unserer Stadt mit dem siegreichen Vormarsch der Nationalsozialistischen Deutschen Freiheitsbewegung unauflöslich verbunden. Daher nimmt die Deutsche Stadt Coburg jetzt auch voll Stolz das Recht für sich in Anspruch, noch an der Schwelle des Dritten Reiches dessen Führer Adolf Hitler das Ehrenbürgerrecht als erste unter allen Deutschen Städten zu verleihen. Coburg, am 26. Februar 1932. [gez.] Schwede, W. Faber, Rehlein.“[3]

Neben den friedlichen Feierlichkeiten der Nationalsozialisten kam es am Wochenende des 15./16. Oktobers 1932 auch zu gewalttägigen Ausschreitungen. Der Auslöser für die Eskalation war eine auf dem Volkshaus der SPD gehisste schwarz-rot-goldene Fahne – die verfassungsmäßige Reichsfahne der Weimarer Republik. Etwa 1.500 Demonstranten forderten die Abnahme des verhassten Symbols der Weimarer Republik. Nachdem dieser Forderung nicht nachgekommen wurde, stürmten die braunen Massen das Volkshaus. Die herbeigeeilte Landespolizei räumte zwar das Volkshaus und die Straße vor dem Haus schnell, riet aber den Sozialdemokraten die schwarz-rot-goldene Fahne einzuholen, was dann auch geschah. Die Polizei beugte sich aus Angst vor größeren Ausschreitungen der nationalsozialistischen Drohkulisse und war nicht bereit, das Symbol der Weimarer Republik zu verteidigen.[4] Der Vorgang kennzeichnete symbolträchtig den Abgesang der Weimarer Republik.


[1] „Voraus zur Unzeit“. Coburg und der Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland. Katalog zur Ausstellung der Initiative Stadtmuseum Coburg e. V. und des Stadtarchivs Coburg im Staatsarchiv Coburg. 16. Mai bis 8. August 2004. Coburg 2004. (= Coburger Stadtgeschichte. Band 2). S. 31; Albrecht, Joachim: Die Avantgarde des „Dritten Reiches“. Die Coburger NSDAP während der Weimarer Republik 1922-1933. Frankfurt/Main 2005. (= Europäische Hochschulschriften. Reihe II. Geschichte und ihre Hilfswissenschaften. Band 1008). S. 130.

[2] „Voraus zur Unzeit“. S. 96.

[3] Zitiert nach: Ebenda, S. 96.

[4] Ebenda, S. 70; Albrecht: Die Avantgarde des „Dritten Reiches“. S. 132f.