Im Exil (1918-1948)
Zar Ferdinand auf dem Ornithologenkongress 1931.
Österreich verweigerte Zar Ferdinand Asyl. Deutschland, als ehemaliger Verbündeter, gewährte dem 57-Jährigen einen Alterssitz in der Stadt seiner Ahnen. Am 7. Oktober 1918 erreichte der Sonderzug des Zaren um 9.30 Uhr den Coburger Personenbahnhof. Als Unterkunft wurde ihm Schloss Ehrenburg angeboten. Der Monarch lehnte ab und bezog schließlich das Augusten-Palais / Bulgaren-Schlösschen, heute Bürglaßschlösschen genannt.
In Coburg widmete er sich wieder intensiv der Wissenschaft, seinen Vögeln, Blumen und Insekten. Ferdinand beteiligte sich rege am kulturellen Leben der Stadt. Er war ein großzügiger Spender und förderte unter anderem Schulen, das Landestheater, die katholische Gemeinde St. Augustin sowie die evangelische Pfarrkirche in Grub am Forst und die evangelische Heiligkreuzkirche. Er unterstützte maßgeblich den Umbau der Veste in den Jahren 1908-1924 und überließ dem Naturkunde-Museum Coburg laufend wertvolle Sammlungsgegenstände.
Von Coburg aus begann Ferdinand wieder zu reisen. 1927 besuchte er Ägypten, 1927/28 durchquerte er das tropische Südamerika von Rio de Janeiro bis nach Santiago de Chile, 1929 reiste er nach Ost- und Äquatorial-Afrika und1931 nach Ägypten. 1933 unternahm er im Alter von 72 Jahren seine letzte große Reise. Obwohl er unter starken Gichtanfällen litt, reiste er drei Monate durch Afrika auf den Spuren von Alfred Brehm, einem bedeutenden Zoologen und Schriftsteller. Von allen Reisen brachte er ansehnliche Sammlungen an Vögeln und Pflanzen mit nach Coburg.
Zar Ferdinand war Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften und wurde Ehrenmitglied der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft. Die Stadt Coburg ernannte ihn 1941 zum Ehrenbürger. Von der Universität Erlangen erhielt er 1942 für seine Verdienste um die Entwicklung der Naturwissenschaft den Ehrendoktortitel.
Von 1941 bis 1944 lebte Ferdinand in Sväty Anton in der heutigen Slowakei. Als die russischen Truppen immer näher rückten, kehrte er nach Coburg zurück. Ferdinand gestaltete sein Leben im Exil sehr abwechslungsreich. Dennoch schmerzte es ihn, dass er nicht mehr in sein geliebtes Bulgarien zurückkehren konnte.
Zar Ferdinand I. von Bulgarien starb am 10. September 1948 in Coburg. Er wurde in der Kohary-Gruft der katholischen Gemeinde St. Augustin zu Füßen seiner Eltern in einem Reisesarg beigesetzt. Der Reisesarg sollte ein Zeichen dafür sein, ihn später nach Bulgarien zu überführen und dort zu begraben.
Die Inschrift auf seinem Sarg lautet:
„Vorgestern herrschte ich als Zar der Bulgaren, gestern war ich ein Pilger, verbannt auf dem ganzen Erdkreis. Der erste Liebhaber der Natur. Heute ruhe ich, ein müder Greis, in der Krypta von St. Augustin zu Coburg mit heißem Verlangen, dass meine Gebeine von hier … im Schoß der Erde der Slowakei geborgen werden. Dort werde ich dich, bedenke es, … erwarten, übermorgen werden wir zugleich auferstehen, wenn die Tuba einen wunderbaren Klang verbreitet, und dann werden wir auf ewig zur Glückseligkeit bestimmt sein!“ (150 Jahre Pfarrkirche St. Augustin: 1860-2010)
Zu Ferdinands 150. Geburtstag am 26. Februar 2011 legte sein Enkel Zar Simeon II. eine Holzschatulle gefüllt mit bulgarischer Erde zu Füßen des Sarges nieder.