Die Coburger Tanzcafés der 60 Jahre – Erinnerungen I
Ein Beitrag von Egbert Henke
Quelle: Stadt Coburg
Mich persönlich hatte die Veste schon bei der Anfahrt von Seeon aus fasziniert und so führte uns – damit sind meine beiden Kumpels Ike, Toni und ich gemeint – unser erster Weg an einem Samstagnachmittag zur Besichtigung der Veste und der gesamten Anlage. Absolut beeindruckend! Am Sonntag nach dem Mittagessen gingen wir dann zu Fuß von der Kaserne in der von-Gruner-Straße in Richtung Innenstadt. Und wie eine Fügung des Schicksals begegneten uns im unteren Steinweg drei junge Mädchen, die dort die Auslage beim Escherich betrachteten. Adrett gekleidet mit Rock und Bluse und natürlich mit dem unvermeidlichen „Petticoat“. Herrlich! Die ersten Versuche, mit diesen drei Grazien anzubandeln, waren allerdings nicht von Erfolg gekrönt, sodass uns nichts Besseres einfiel, als in einem gewissen Abstand den Mädchen ihres Weges zu folgen. Dieser führte über den Markt – immer schön auf dem Bürgersteig, eine Fußgängerzone gab es noch nicht – durch die Rosengasse weiter in südliche Richtung, vorbei an einem Park. Als wir schon fast aufgeben wollten, verschwanden die drei plötzlich in einem recht unscheinbaren Gebäude am Ende dieses Parks. Neugierig schauten wir, was dort war und stellten zu unserem Erstaunen fest, dass in diesem „Schuppen“ eine Tanzveranstaltung stattfand: Tanztee mit den Silver-Stars im Rosengarten. Da wir, wie damals üblich, mit Anzug, weißem Hemd und natürlich Krawatte unterwegs waren, war diese Veranstaltung natürlich genau das Richtige, um unsere Annäherungsversuche zu intensivieren. Dieses Lokal mit der an der Decke rotierenden Glaskugel und den zuschaltbaren Neonlichtscheinwerfern war am Wochenende einfach eine Pflichtaufgabe, die allerdings auch sehr viel Spaß machte.
Dieser Tanztee dauerte nur bis 18.00 Uhr. Da wir den drei Schönheiten inzwischen etwas näher gekommen waren, erfuhren wir, dass man anschließend ins „Renner“ wollte, um noch ein wenig weiter zu tanzen. Da unsere Frage, ob wir uns da vielleicht anschließen könnten, nicht abschlägig beurteilt wurde, lernten wir gleich noch ein weiteres Lokal kennen, das im Laufe der nächsten Jahre zu einem unserer Stammlokale wurde. Der Weg ging also zurück über den Markt in den Steinweg. In etwa da, wo uns die drei Mädchen aufgefallen waren, nur auf der gegenüber liegenden Seite der Strasse, war dieses Cafe Renner. Das war uns mittags nicht aufgefallen. Als wir das Lokal betraten, waren wir von der Atmosphäre angenehm überrascht. Es spielte eine Kapelle, im Hintergrund gab es eine Bar und am Eingang kontrollierte der Chef selbst, wer in das Lokal durfte und wer nicht. Die Hauskapelle, die fast ständig dort engagiert war, leitete Wilfried Gerhardt aus Österreich. Mit dem Chef der Band und dem Chef des Cafes, dem Edmund, verband uns später sogar eine Duzfreundschaft, obwohl beide erheblich älter waren als wir. Als unsere Damen sich gegen 21.30 Uhr verabschiedeten, eine Begleitung unsererseits aber ablehnten, ahnten wir auch, wie alt sie etwa sein könnten, was sich ein paar Wochen später auch bestätigte. Ein Treffen für den folgenden Samstag hatten wir aber dennoch verabreden können.