Schicksalsschläge
Ulrich Däbritz (*1916-gef. 1941 in Russland)
Den Tod seines zweiten Sohnes, des Predigtamtskandidaten Wolfgang, der im Januar 1945 in Ostpreußen fiel, hat er nicht mehr erfahren. Als am 16. März 1945 Würzburg angegriffen wurde, löschte er auf dem Dachboden – zunächst mit Erfolg. Als weitere Angriffswellen kamen, wurde er durch die Rauchentwicklung von seinen Mithelfern abgeschnitten. Seither fehlt von Rudolf Däbritz jede Spur. Dieselbe Flamme, die sein Leben beendete, zerstörte Hab und Gut der Familie und das Manuskript eines Buches „Verbindungslinien von der Antike zu unserer Zeit“, an dem er bis zuletzt gearbeitet hatte.
Dora Däbritz, seine Frau, konnte sich mit anderen Bewohnern am Morgen danach mühsam aus dem Keller befreien. Innerhalb des „Glacis“, dem Parkgürtel um Würzburg, stand kein Haus mehr. Sie suchte ihren Mann – vergebens. Mit einem Köfferchen in der Hand kletterte sie über Schuttmassen in den Straßen. Am Rande der Stadt standen einige LKW, die nur bis dorthin fahren konnten. Sie sollten die verstörten Bewohner nach Ochsenfurt in Massenquartiere bringen. Als sie durch Sommerhausen fuhren, ließ sie anhalten und ein Kahn brachte sie über den Main nach Winterhausen, wo ihr Sohn Wolfgang in seinem letzten Urlaub in der Kirche gepredigt hatte. Im Pfarrhaus fand sie Unterkunft, bis ihr Sohn Eberhard aus dem Krieg nachhause kam. Später zog sie wieder nach Coburg, aber es war zu viel gewesen, was ihr das Schicksal abverlangt hatte. Sie starb 1955, abgeklärt und ergeben, aber erfüllt von lebendigem Glauben.
2011 wurde für Dr. Rudolph Däbritz ein Stolperstein in der Gymnasiumsgasse 2 verlegt. Die Patenschaft über seinen Stolperstein hat die Coburger Freimaurerloge „Zur Fränkischen Krone“ übernommen.