Max Schamberger: Gefallen im Jahr 1915
Der erste Kriegseinsatz des jungen Regiments erfolgt Ende Juni 1915 in den Schützengräben an der Aisne. Das III. Bataillon, dem Schamberger angehört, verstärkt vorübergehend dort stationierte Truppen. Unter „bescheidenem Streufeuer“ des Gegners aus etwa 400 Meter Entfernung müssen die Infanteristen Leitungen reparieren und das Grabensystem ausbauen. Sie schlachten aber auch zwei Hühner und eine Kuh, die sie hier vorfinden, denn die Verpflegung an der Front wird als miserabel verflucht. Als bald darauf Regen die Gräben kniehoch unter Wasser setzt, ist man froh, die Schlammgänge wieder verlassen zu können.
Dann, am 17. Juli 1915, ein neuer Befehl: Das 183. Infanterie-Bataillon (die Vereinigung der Regimenter 183 und 184) wird vorübergehend der V. Armee mit Kronprinz Wilhelm an der Spitze unterstellt und in die Argonnen verlegt.
Die Argonnen, eine Mischung von Wäldern, kleinen Flussläufen und Hügelland am Ostrand der Champagne, waren bereits 1914 beim Vormarsch der Deutschen erobert worden. Doch nach dem Rückzug aus der Marneschlacht hatten sie auch hier an Boden verloren. Es hat sich ein Grabenkrieg entwickelt, bei dem Minen und Sprengungen von unterirdischen Stollen die größte Rolle spielen.
Am 13. Juli 1915 war es den Deutschen hier gelungen, dem Feind ein gutes Stück seiner Stellung zu entreißen, einen knapp 800 Meter breiten Streifen auf einer Länge von drei Kilometern. Das 183. Infanterie-Bataillon ist hierhin beordert worden, um die erschöpften Sturmtruppen abzulösen, die das Terrain erobert hatten. Zudem sollen die errungenen Stellungen, die Höhe 285 und La fille morte (Totes Mädchen), nach den erbitterten Kämpfen wieder hergerichtet und ausgebaut werden. Der Chronist Ernst Neumann berichtet:
„Das Gefechtsfeld sah noch sehr böse aus; vollständig zerschossene Gräben und Unterstände, verworrene Hindernisse, verschiedenstes Material – Beutestücke usw. – versperrten die Wege. Noch viele Tage lagen die Leichen von Freund und Feind in den Stellungen, da die Aufräumungsarbeiten durch das Tag und Nacht anhaltende feindliche Feuer sehr erschwert wurden.“
Die 11. Kompanie mit dem „Doktor Schamberger“ wechselt sich in Zehn-Stunden-Schichten mit anderen Kompanien bei der Arbeit an der vorderen Stellung, an den Verbindungsgräben und beim Aufräumen des Gefechtsfelds vom 13. Juli ab. Ein Unteroffizier schildert in dem Buch „Vierzig Monate Westfront“ die Lage so:
„Wir mussten die neuen Stellungen ausbauen, Holz und Baumstämme stundenlang durch die Laufgräben schleppen, die Toten beerdigen. Dabei bekommen wir oft ein mörderisches Feuer. Besonders an den Sprengtrichtern, wo unsere Pioniere gesprengt haben – einer hat einen Umfang von mindestens 75 Metern – liegen an wenigstens 100 Franzosen, halb, zum Teil auch ganz verschüttet. Wir müssen sie herausbuddeln und begraben. Eine fürchterliche Hitze herrscht und nur wenige sind unversehrt, die meisten werden von der feindlichen Artillerie verstümmelt, da sie die Trichter dauernd unter Feuer hält.“
Am 20. Juli 1915, morgens um 9 Uhr, erledigt Unteroffizier Schamberger im „Römerlager“ seine Post, schreibt auch eine Karte an seine Eltern. Dann eilt er geduckt zu den frisch ausgehobenen, vordersten Gräben, um nach seinen Leuten zu sehen, die dort mit Schanzarbeiten beschäftigt sind. Da trifft ihn der Splitter einer an einem Baumstamm abgestreiften Granate in den Rücken. Der Unteroffizier Max Schamberger, 32 Jahre alt, reißt die Arme nach oben, fällt nach hinten und ist tot.