26. April 1925: Reichspräsidentenwahl, Teil II
Da reichsweit keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erzielen konnte, war ein zweiter Wahlgang von Nöten. Bei diesem einigten sich SPD, DDP und Zentrum auf den gemeinsamen Kandidaten, den ehemaligen Reichskanzler Dr. Wilhelm Marx (Zentrum). Die Rechtsparteien setzten, um ihre Chancen gegen Marx zu verbessern, ebenfalls auf einen Gemeinschaftskandidaten, nämlich den ehemaligen Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg. Für die KPD trat Ernst Thälmann an.[1]
Der zweite Wahlgang am 26. April brachte folgendes Ergebnis[2]:
Ernst Thälmann | Dr. Wilhelm Marx | Paul von Hindenburg | |
Coburg insgesamt
Stimmen % |
879
2,11 |
15.506
36,41 |
26.190
61,49 |
Stadt Coburg
Stimmen % |
120
0,78 |
4.904
31,95 |
10.323
67,25 |
Bezirksamt Coburg
Stimmen % |
331
1,58 |
8.008
38,28 |
12.571
60,09 |
Stadt Neustadt bei Coburg
Stimmen % |
419
8,81 |
1.841
38,72 |
2.494
52,45 |
Stadt Rodach
Stimmen % |
9
0,58 |
753
48,12 |
802
51,25 |
Reich
Stimmen % |
1.931.151
6,36 |
13.751.605
45,31 |
14.655.641
48,29 |
Wahlberechtigte | Abgegebene Stimmen | Gültige Stimmen | Wahlbeteiligung in % | |
Coburg | 48.809 | 42.844 | 42.589 | 87,78 |
Reich | 39.414.316 | 30.567.874 | 30.351.813 | 77,56 |
Anmerkung: Die zersplitterten Stimmen fanden in der Tabelle keine Berücksichtigung.
Der ganz klare Wahlsieger in Coburg war Paul von Hindenburg. Während er sich im Reich nur denkbar knapp gegen seinen Konkurrenten Marx durchsetzte, lag er – bis auf in Rodach – überall deutlich vor seinem Gegenspieler.[3] Coburg zeigte auch im zweiten Wahlgang seine konservativ-nationale Prägung.
Die Wahl Hindenburgs zum Reichspräsidenten bedeutete den zentralen Wendepunkt in der Geschichte der Weimarer Republik. Denn in der Weimarer Verfassung hatte der Präsident eine quasi-monarchische Stellung inne. Auf Grund dieser sollte Hindenburg Adolf Hitler 1933 die Kanzlerschaft übertragen.
Möglich geworden war Hindenburgs Wahl nur durch die Zersplitterung im linken Lager, denn der KPD-Kandidat Thälmann nahm Marx die zum Sieg notwendigen Stimmen weg.
[1] Keller: Coburg und die Weimarer Republik. S. 94f.
[2] Zahlen nach: Statistisches Reichsamt (Hrsg.): Die Wahl des Reichspräsidenten am 29. März und 26. April 1925. Statistik des Deutschen Reichs, Band 321. Berlin 1925, S. 8ff.
[3] Keller: Coburg und die Weimarer Republik. S. 101;Hambrecht, Rainer: Zwischen Bayern und Thüringen – Coburg von 1900 bis 1945. In: Ein Herzogtum und viele Kronen. Coburg in Bayern und Europa. Aufsätze zur Landesausstellung 1997 des Hauses der Bayerischen Geschichte und der Kunstsammlung der Veste Coburg in Zusammenarbeit mit der Stiftung der Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha’schen Familie und der Stadt Coburg. Hrsg. von Michael Henker und Evamaria Brockhoff. Augsburg 1997. S. 186-196. Hier S. 193.