Coburger „Grazie“ für die Olympiade – Die Medau-Schule bei der Olympiade 1972
Als Siegfried Perrey, der Organisator der Eröffnungs- und Abschlussfeier der Olympischen Spiele 1972 in München 100 junge, hübsche Schülerinnen suchte, die beim traditionellen Einmarsch der Athleten die Tafeln mit den Namen der folgenden Landesdelegation vorantrugen, wusste er genau wo er diese finden würde – in Coburg.
1929 hatte Hinrich Medau in Berlin nicht nur eine Schule, sondern auch einen eigenen Gymnastikstil für Mädchen und Frauen, begründet. Seine, zusammen mit seiner Frau Senta entwickelte „rhythmische Gymnastik – Lehrweise Medau“ nahm in der Leibeserziehung der Frau in den 20er und 30er Jahren eine zentrale Stellung ein. Die Wirren des Zweiten Weltkrieges bewirkten, dass die Medau-Schule 1943 von Berlin nach Breslau umquartiert wurde. 1948 wagte Medau in den Gebäuden der Marineschule in Flensburg-Mürwick einen Neuanfang. Wenige Jahre später zog die Schule ein letztes Mal um. Seit 1954 hat sie ihren Sitz auf Schloss Hohenfels in Coburg.
Nicht zuletzt durch die Auftritte ihrer weltweit anerkannten Vorführungsgruppe strahlte der Ruf der Medau-Schule schon damals weit über Coburg hinaus. Die von Hinrich Medau persönlich ausgesuchten jungen Frauen nahmen nicht nur in Deutschland, sondern auch im europäischen und amerikanischen Ausland an großen Veranstaltungen teil und wurden überall, wo sie auftraten, bejubelt – so auch bei den Olympischen Spielen.
Mit dem Tod von Hinrich Medau übernahm 1974 sein Sohn, Prof. Dr. Jochen Medau die Leitung der Institution und entwickelte sie zu einer Physiotherapie- und Logopädie-Schule weiter. Die integrierte Ausbildung Physiotherapie/Gymnastik wird bis heute in Deutschland einzig in Coburg angeboten. Seit 2010 leitet der Enkel des Gründers, Dr. Peer Henrik Medau, in 3. Generation die traditionsreiche Schule.