„Keine Gaudi, echter Fußball“ – Inoffizielles Frauenfußball-Länderspiel in Coburg
Die so genannte „Graue Spielzeit“ im Frauenfußball brachte Anfang der 60er Jahre das erste Länderspiel nach Coburg. Vorausgegangen war ein Beschluss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), der seinen Vereinen die Teilnahme am Frauenfußball unter Androhung einer Strafe untersagte. Die Frauen ließen sich davon jedoch nicht beeindrucken, gründeten einfach ihre eigenen Vereine und Verbände, und beschränkten sich in Folge keineswegs nur auf „Freundschaftsspiele“. Mehr als 150 so genannte „inoffizielle Länderspiele“ wurden von 1956 an ausgetragen. Insbesondere die 1958 gegründete „Deutschen Damen-Fußball Vereinigung“ unter der Leitung des geschickten Geschäftsmanns Josef Floritz, tat sich im süddeutschen Raum mit der Organisation und Bewerbung dieser Spiele hervor.
Floritz war es auch, der am 19. Juni 1960 Coburg zu einer solchen Begegnung verhalf. „Keine Gaudi, sondern echten Fußball“, versprach er im Vorfeld den Reportern der Neuen Presse. Über 6.000 Zuschauer hatten sich zu dem Spiel „Deutschland – Holland“, das Unentschieden 3:3 endete, im VfB-Stadion eingefunden. Star der inoffiziellen „Nationalmannschaft“ war die junge Dortmunderin Christa Kleinhans, die Floritz als „Rahn der Damen“ vorstellte. Der Spielbericht zur Partie lässt jedoch durchblicken, gegen welche Vorurteile die Frauen Anfang der 60er Jahre noch anspielten: Die Neue Presse bescheinigte den Spielerinnen damals u.a. „streckenweise echten Fußball“ gespielt zu haben, man könne aber eben nur „die Maßstäbe [anlegen], die den Damen naturgemäß [zukämen]“. Dies allein begründe aber noch nicht „die Hoffnung […], dass sich der Damenfußball durchsetzen werde“. „Die Show blieb eine Show“, so der damalige Kommentar der Zeitung.