Das Coburger Provisorium
Am 1. September 1971 erhöhte die Deutsche Bundespost das Porto für Postkarten im Inland von 20 auf 25 Pfennige. Somit war es nötig, bereits erworbene Briefmarken mit einer sogenannten Ergänzungsmarke in Höhe von 5 Pfg. zu ergänzen. Diese waren jedoch zunächst knapp, weshalb auch halbe 10 Pfennig-Marken oder von den Absendern aufgeklebte 5 Pfennig-Münzen von der Post geduldet wurden.
Die Postler im Postamt Coburg sahen sich durch die Portoerhöhung jedoch mit einem ganz anderen Problem konfrontiert: Sie saßen auf einer größeren Menge (ca. 10.000) Postkarten mit eingedruckter 20-Pfg.-Briefmarke, die nun zum Versand nicht mehr ausreichte. Sie erhielten den Auftrag, die Postkarten „nachzufrankieren“ und sahen sich damit konfrontiert, tausende Briefmarken aufkleben zu müssen. Um dieser Arbeit aus dem Weg zu gehen, kamen sie auf eine geniale, „rettende“ Idee.
Die findigen Postler nutzten eine Frankier- bzw. Freistempelmaschine zum Eindruck des zusätzlichen Postwertes. Auf den Karten des Coburger Provisoriums befindet sich also eine eingedruckte 20-Pfg. Briefmarke, die das Kloster Lorsch in Hessen zeigt. Daneben prangt ein roter rechteckiger Stempel mit dem Schriftzug „Deutsche Bundespost“, dem Werteindruck „05“ und einem Posthorn.
Die geniale Idee führte in der Verwendung jedoch zu Problemen. Nicht überall wurde die „ungewöhnliche“ Postkarte bzw. ihre Frankierung akzeptiert. So wurde ein Großteil der (an sich) nach dem Regeln der Bundespost korrekt frankierten Postkarten doch noch vernichtet. Mehr als 1.000 dieser Postkarten wurden jedoch verkauft und zum Teil auch genutzt. So ist das „Coburger Provisorium“ heute ein besonderes Sammelobjekt unter Briefmarkenfreunden.