Badergasse

von Annabel Kurth

Die Badergasse verläuft im Zentrum der Stadt von der Mohrenstraße zur Hindenburgstraße. In ihrem unteren Bereich querte der Hahnfluss die Badergasse, bevor er 1968 verrohrt wurde. Am Fluss gelegen, stand bis zu ihrem Abbruch 1970 die Stadtmühle. Ebenfalls auf das Wasser des Hahnflusses angewiesen waren die Coburger Badestuben oder auch Badstuben. In der Stadt Coburg gab es um 1450 vier Badestuben. Die untere Badstube an der Ecke Rosengasse/Ketschengasse, die mittlere Badstube in der Nägleinsgasse 4 sowie die Obere- oder auch Herrenbadstube in der Kleinen Johannisgasse 11. Außerdem wurde 1453 der Familie Mundt erlaubt, in ihrer ehemaligen Färberei in der Badergasse 11 die „neue Badstube“ zu eröffnen. Dieser verdankt die Gasse ihren Namen, der 1519 erstmals erwähnt wurde.

Badestuben mit zweifelhaften Ruf

Im Mittelalter hingegen waren die Badstuben zur Volksgesundheit und Vermeidung von Krankheiten eingerichtet worden. Hier gab es warme Bäder für Männer und Frauen. Die Badstuben als frühe Wellness-Orte wurden daher gesellschaftliche Treffpunkte. Wie in vielen Städten artete auch in Coburg der Badebetrieb übermäßig aus. Badestuben wurden Zentren der Prostitution, weshalb sie auf Anordnung der Obrigkeiten in der frühen Neuzeit geschlossen wurden. Der Beruf des Baders existiert heute nicht mehr wie im Mittelalter, lediglich einige Teilbereiche werden noch getrennt voneinander praktiziert. Neben dem eigentlichen Badebetrieb übten die Bader auch andere Berufe aus, die zur Körperpflege beitrugen, wie der des Barbiers zum Stutzen bzw. Rasieren des Bartes. Bader war des Weiteren für Kosmetik, einfache Chirurgie, Zahnmedizin sowie Augenheilkunde verantwortlich. Für die arme Stadtbevölkerung ersetzte der Bader weitestgehend die studierten Ärzte. So war es auch der Bader, der zur Behandlung von Schmerzen den Aderlass durchführen konnte, also durch einen gezielten Schnitt unter die Haut und die damit verbundene Blutung dem Körper Flüssigkeit entzog. Außerdem konnte er Schröpfgläser aufsetzen oder Zähne ziehen.

Hinweis

Dieser Artikel wurde im Rahmen eines Schulprojektes von Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Ernestinum (Abiturjahrgang 2016/18) im P-Seminar „Straßennamen“ unter der Leitung von OStRin Isolde Heilgenthal-Habel und unter Mitwirkung von Dr. Hubertus Habel erarbeitet.