Am Fuße des Eckardtsbergs – Klein Amerika und Eckardtsklause
In Zusammenarbeit mit Helmut Völk, Rolf Metzner und Christina Boseckert
Eckardtsklause 1904
Eckardtsklause 1921
Rolf Metzner
Immer zu Fuß. Eine andere Anreise kam für die Besucher von Klein Amerika kaum infrage. Den Namen erhielt die Gaststätte, deren Gebäude bereits im Jahr 1859 erbaut wurde und somit zu den ältesten Bauten am Eckardtsberg zählt, aufgrund ihrer Lage. Da sie sich am östlichen Ende Coburgs befand (schon fast in Seidmannsdorf), kam manchen Coburgern der Weg dorthin so weit vor, dass man ihrer Meinung nach gleich nach Amerika laufen könne. Amerika galt damals für einen Coburger als der am weitesten entfernte Punkt. (Ende des 19. Jh. gab es sogar einige Coburger, die nach „Übersee“ auswanderten.)
Das Gesicht von Klein Amerika war Frau Schlag, die mit Leib und Seele Wirtin war. Berühmt berüchtigt waren ihre Stachel- und Johannisbeerweine, deren Alkoholgehalt höher war als der von Bier und deren Wirkung gerne unterschätzt wurde. Außerdem bot sie Kaffee und Kuchen an, den sie meist auf großen Blechen servierte. Mit Klein Amerika ist unweigerlich auch der sogenannte „Philosophenweg“ verbunden, der direkt an der Gaststätte vorbeiführte. Diesen nutzten die Coburger vor allem in den sogenannten „Glühwürmchennächten“ als Heimweg anstatt die direkte Verbindung zur Stadt zu nehmen, um mit seiner Begleitung eine längere Zeit verbringen zu können. Als die Kinder in der Winterzeit mit Skiern und Schlitten die anliegende Erhebung hinunterfuhren und danach wieder nach oben liefen, brachte Frau Schlag ihnen oft eine gerngesehene heiße (meist weiße) Limonade.
Nicht weit von „Klein Amerika“ weg lag die Eckardtsklause, die sich unmittelbar unterhalb des Eckardtsturms befand. Diese war für die Ausflügler und Wanderer schon von weitem gut sichtbar – im Gegenzug hatte man von ihr aus eine gute Aussicht bis nach Schloss Callenberg über die Stadt und die Veste.
Carl Ernesti kam im Jahr 1897 auf die Idee, ein Lokal am Eckardtsberg zu eröffnen. Der Grund dafür war so simpel wie genial. Kurz zuvor war der Treppen weg zum Eckardtsturm fertig gestellt und somit das Areal um den Eckardtsberg als Naherholungsgebiet erschlossen worden. Ernestis Überlegung war es, die Wanderer und Spaziergänger, die den Berg erklommen, zu verköstigen. Die Eckardtsklause hatte einen eigenen Saal, in dem einmal unter der Woche und an Wochenenden Tanzkapellen Musik spielten. Manchmal sogar so laut, dass es Beschwerden von Anwohnern gab, doch zumeist lauschten die Nachbarn gerne der Musik. Im Lokal gab es auch einen der ersten öffentlichen Fernseher in Coburg. Unter anderem verfolgte man dort 1953 zusammen die Krönung von Königin Elisabeth II.
Bekannt geworden ist die Eckardtsklause unter Adolf Hofmann, der die Wirtschaft 1912 übernahm. 1933 brannte sie ausgerechnet in der Zeit ab, als das gesellschaftliche Leben dort seinen vorläufigen Höhepunkt erlebte. Im selben Jahr fand sowohl der Wiederaufbau im Schweizer Landhausstil als auch die Fertigstellung statt, die mit „Konzert und Brucktanz gefeiert“ wurde. Die Gaststätte überlebte den Krieg und wurde im Jahr 1949 an das Ehepaar Ebeling übergeben.
Die Coburger nutzten die Eckardtsklause gerne zu Familien-, Schul- und Firmenfeiern, deshalb erwarb sie sich den Ruf einer „Theater- und Schülerkneipe“. Gerne rundete man in ihr nach dem offiziellen Ende eines Pfingstkongresses oder einer Fronleichnamsprozession den Tag ab.
Im Gedächtnis geblieben sind den Coburgern sowohl die traditionell jährlich ausgerichteten Faschingsveranstaltungen, als auch die im bayerischen Stil erbaute Hundehütte auf dem Anwesen, die ein Schäferhund bewohnte.