Beiträge, Erinnerungen und Erlebnisse Coburger Bürger
Geboren wurde ich im Oktober 1932 in Coburg. Ein Tag, an dem hunderte von Coburger Bürgern auf den Beinen waren, um an einem für Coburg einmaligem Erlebnis teilzunehmen. Fast zur gleichen Zeit mit meiner Geburt wurde in der St.-Moriz-Kirche in Coburg der Prinz Gustav Adolf von Schweden und Prinzessin Sibylle von Sachsen-Coburg und Gotha getraut. An den Feierlichkeiten nahmen zahlreiche Vertreter des Hochadels teil.
Im Sommer 1945 klingelte es eines Tages Sturm bei uns. Nach Öffnen der Tür stand ich plötzlich einem bewaffneten GI mit Gewehr und einem gefangenen Soldaten gegenüber. Vor Überraschung fuhr mir der Schreck in die Glieder, sodass ich ängstlich schaute. Doch der GI deutete an, dass es sich um einen Notruf des Gefangenen handelte.
Susanna Morgenthau hört aufmerksam zu. Alles, was Schulleiter Burkhard Spachmann vom Gymnasium Casimirianum und der Leiter des Stadtarchives Michael Tröbs ihr über ihren Vater erzählen, nimmt sie wissbegierig auf. Manchmal huscht ein Lächeln über ihr Gesicht.
Vom Rathaus ging es gemeinsam zum Stadtarchiv in der Steingasse, wo Michael Tröbs der Familie die original Registereinträge des Einwohnermeldeamtes und Zeitungsartikel über Hans Joachim Morgenthau zeigte. Susanna Morgenthau hatte Michael Tröbs vor einiger Zeit kontaktiert, um mehr über ihren Vater zu erfahren. Daraus entstand die Idee für den Besuch.
Im Rahmen einer Stadtführung besichtigte die Familie anschließend das Gymnasium Casimirianum und das Geburtshaus von Hans Joachim Morgenthau in der Spitalgasse 3. Begleitet wurde die Familie von fünf Schülerinnen und Schülern des Casimirianums, die gerade ein Projekt zum Thema Nationalsozialismus in Coburg durchführen.
Hans Joachim Morgenthau wurde am 17. Februar 1904 in Coburg geboren. Seine Eltern waren der Arzt Ludwig Morgenthau und Frieda Bachmann. Sie lebten in der Spitalgasse 3. Von dem Haus ist heute nur noch die Fassade erhalten. Morgenthau besuchte das Gymnasium Casimirianum, an dem er 1923 sein Abitur machte.
Der Aufnahmeort ist der heutige Teil der Brückenstraße, die damals nur eine Sackgasse war und noch keinen Durchstich bis zur Lossaustraße hatte. Im Hintergrund die Kreuzung von Raststraße und Brückenstraße.