Die Besucher diesseits und jenseits der DDR-Grenze im südthüringischen bzw. Coburger Raum, begrüßten sich zwar wie gewohnt mit „Gudn Daach“, waren aber häufig überrascht, dass man auf der jeweils anderen Seite des nun löchrig gewordenen „Eisernen Vorhangs“ den selben Dialekt spricht. Die über vierzigjährige Trennung hatte jedoch erhebliche Unterschiede in den Lebensstilen, alltagskulturellen Praktiken, beruflichen Arbeitshaltungen und politischen Anschauungen bewirkt.
Im Endausbau war die DDR-Grenze nicht nur mit dem mehrere Meter hohen Maschendrahtzaun mit Selbstschussgeräten, sondern auch durch Wachtürme und Minenstreifen befestigt. Erst in Folge des 1971 zwischen der Bundesrepublik und der DDR abgeschlossenen Grundlagenvertrages wurden die Sperranlagen teilweise entschärft und wenige Übergänge im Rahmen des „kleinen Grenzverkehrs“ geöffnet. Im Coburger Raum war ein solches „Nadelöhr“ an der Bundesstraße B 4 bei Rottenbach.
So „eisern“ wie die „Vorhang“-Methapher der innerdeutschen Grenze in der politischen Sprache des „Kalten Krieges“ als undurchdringlich apostrophiert wurde, war diese „grüne“ „Zonen Grenze“ bis zum Bau der „Mauer“ im Sommer 1961 gar nicht.
Der Coburger Kulturamtsleiter Steiner Kulturamtsleiter wandte sich 1950 an den FDP-Oberbürgermeister Langer, um ihn für die Neugestaltung des Stadtwappens zu gewinnen.
Die Ästhetik der „westlichen Welt” wurde nicht nur nach und nach in der Musikkultur und in der Mode unübersehbar, auch die ersten Geldscheine der mit der „Währung“ im Sommer 1948 eingeführten „D-Mark“, der „Deutschen Mark“, ähneln auf den ersten Blick stark den US-Dollar-Scheinen.
Oberbürgermeister Langer wünschte 1949, ein Jahr nach dem Beginn seiner Amtszeit, eine Amtskette zu repräsentativen Anlässen tragen zu können. Nachdem die 1945 vom US-Stadtkommandanten eingezogene Amtskette aus dem „Dritten Reich“ wieder aufgetaucht war, sollte das Hakenkreuz auf der Kapsel durch das „St.-Mauritiuswappen“ ersetzt werden. Dies scheiterte jedoch 1950 an der Finanzierung.
Eine regionale Legende erzählte lange Zeit davon, dass irrigerweise auch das Coburger Land nach dem Zweiten Weltkrieg hinter dem „Eisernen Vorhang“ verschwunden wäre.
Die amerikanische Besatzungsmacht veranlasste für den 1. Mai 1945 – acht Tage vor dem europaweiten Ende des Zweiten Weltkrieges und damit der NS-Diktatur – die Entnazifizierung Coburgs auf der symbolischen Ebene: Auf der Basis der „Bekanntmachung Nr. 8“ wurden nicht nur das NS-Wappen verbannt und das mittelalterliche Symbol der bürgerlichen Stadt, der „Coburger Mohr“, rehabilitiert, sondern auch die Straßennamen der Nazizeit gegen die historischen Vorgänger-Bezeichnungen ausgetauscht.
Nahezu unscheinbar ging auch die Entnazifizierung Coburger Kunst von statten, wie dieses Gemälde des Rathauses ohne der radierten Hakenkreuz-Fahne zeigt. Das Aquarell war eine Vorstudie für das Gemälde, das die Stadt Coburg im Herbst 1937 Adolf Hitler schenkte.
Für die Coburger Wirtschaft bereitete die zunehmende Abschottung der nahen „Ostzone“ hinter dem „Eisernen Vorhang“ wachsende Probleme in der frühen Phase des „Kalten Krieges“.